Thema der Woche:Hände hoch

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Der deutsche WM-Spieler Hendrik Pekeler beim Spiel gegen Brasilien. (Foto: imago/MIS)

Gerade findet in Deutschland und Dänemark die Handball-Weltmeisterschaft statt: sauspannend! Dabei war das Spiel früher ganz schön lahm. Was hat sich verändert?

Von Christoph Leischwitz

In der allerletzten Sekunde schraubt sich der Spieler mit der Nummer 17 am Dienstagabend in die Luft. Er überspringt den deutschen Block, wirft, das Netz zappelt: rechte obere Ecke, 25:25 - Ausgleich mit dem Schlusspfiff. Die Zuschauer hält es da schon lang nicht mehr auf den Sitzen. Es war ein packendes Unentschieden, das Deutschland in der Vorrunde der WM gegen Frankreich hinlegte.

Als Handball brandneu war, hätte es solche Szenen nicht gegeben. Vor gut 100 Jahren war Handball noch ein völlig anderer Sport: Gespielt wurde draußen, Tore und Feld waren so groß wie beim Fußball, der Ball sogar noch ein bisschen größer. Anrempeln und Prellen waren noch verboten, und auf dem Feld spielten die ersten Jahre ausschließlich Frauen. Denn darum ging es dem deutschen Turnwart Max Heiser. Er suchte nach einer Alternative zum Fußball, den er für zu brutal für Frauen hielt. Auch andere Sportarten wurden ausprobiert. Barlauf zum Beispiel, was aber nicht viel anders ist als ein kompliziertes Fangsti-Spiel.

Stattdessen setzte sich "Torball" durch, wie Handball früher hieß. Wer das Spiel erfunden hat, ist nicht ganz klar. Die Deutschen beanspruchen das gerne für sich. Die Dänen aber behaupten, diese hätten die Regeln einfach nur bei ihnen abgeschrieben. Die Regeln wurden ohnehin bald über den Haufen geworfen: Das Feld schrumpfte auf 40 mal 20 Meter, es spielten immer mehr Männer mit, statt zehn gab es nur noch sechs Feldspieler, und sie zogen in die Halle um. Das Spiel wurde immer schneller, härter und anstrengender.

Genau das lieben Handball-Fans, die ihren Sport viel aufregender finden als Fußball. Tatsächlich gibt es im Handball nie ein langweiliges 0:0, und die Stimmung in der Halle ist oft besser als im Stadion: Die ganze Zeit wird geklatscht, geschrien oder gepfiffen. Und man steht nie im Regen. Ob Deutschland seinen vierten Titel holen kann, wird sich am 27. Januar zeigen. Dann findet das Finale in Dänemark statt - ein Unentschieden ist ausgeschlossen.

© SZ vom 19.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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