Thema der Woche:Auftragsretter

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In der chinesischen Stadt Wuhan gibt es jetzt Einbrecherbanden, vor denen niemand Angst hat. Manche freuen sich sogar über sie. Was ist das los?

Von Lea Deuber

Gerade ist auf der Welt alles ein bisschen anders: Kinder müssen nicht zur Schule. Eltern gehen nicht ins Büro. Und in China ist ein Mann zum Chef einer Einbrecherbande geworden, obwohl er gar kein Verbrecher ist. Das kam so: Im Januar wurde Du Fans Heimatstadt Wuhan abgeriegelt. Das ist der Ort, an dem das Coronavirus zuerst aufgetaucht ist und von wo aus es sich verbreitet hat. Die Regeln und Verbote für die elf Millionen Bewohner dort waren besonders streng: Niemand durfte die Stadt verlassen oder betreten. Nicht einmal die Menschen, die eigentlich dort leben, aber gerade auf Reisen waren. Ihre Haustiere warteten deshalb vergeblich auf die Rückkehr ihrer Besitzer.

Dass sie überlebt haben, ist Menschen wie Du Fan zu verdanken. Er ist 37 Jahre alt und kümmerte sich auch schon vor Corona um alte und kranke Tiere. Er selbst hat 15 Hunde, die er aufpäppelt und dann Besitzer für sie sucht. Ein bisschen wie im Tierheim.

Die Haustiere in Wuhan haben zwar schon Besitzer, sind aber trotzdem in Not. Also beschloss Du Fan, in den Wohnungen mit verlassenen Tieren einzubrechen, um sie mit Futter und Wasser zu versorgen. Um reinzukommen hat er Schlösser geknackt wie ein richtiger Einbrecher. Er war auch vermummt, mit einem Schutzanzug und einer Maske. Allerdings nur, um sich vor dem Virus zu schützen. Die Besitzer wussten ja, dass er kommt. Sie haben ihn angerufen und um Hilfe gebeten.

Über 10 000 Tiere haben Du Fan und seine Einbrecherbande bisher versorgt. Einmal ging es um ein Mini-Schwein, das sich vor Ort aber als Riesensau entpuppte: Groß wie eine kleine Kuh und schwer wie ein halber Bär sei es gewesen. Er fütterte das Schwein mit Reis, Süßkartoffeln und Kohl. Es hat sofort alles verputzt und erst eine Pause gemacht, als Du Fan gegangen ist. "Es hat mich angeschaut und sah ganz dankbar aus", sagt er. Dann habe es glücklich gegrunzt.

© SZ vom 04.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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