SZ: Werden Sie wirklich dafür bezahlt, Filme zu gucken und Krach zu machen?
Max Bauer: So ist es. Als Geräuschemacher sorge ich dafür, dass bei einem Film der Ton passt. Filme gucken macht nämlich nur Spaß, wenn die Ohren genau das hören, was die Augen sehen. An einem normalen Arbeitstag sitze ich deshalb acht Stunden vor einer Leinwand und mache Geräusche. Die werden dann aufgenommen und in die Tonspur eingefügt.
Und wie macht man die passenden Geräusche?
Meist mit ganz alltäglichen Dingen wie Schuhen, Stoff, Geschirr, Bürokram, Feuerzeugen, Türen, Tastaturen oder Fahrrädern. Am liebsten verwende ich echte Gegenstände. Ein Telefon kann man nun mal am besten mit einem Telefon vertonen, und das Umblättern einer Seite mit einem Buch. Wenn das nicht geht, macht man die Geräusche so gut wie möglich nach. Für knirschende Schritte im Schnee nehme ich zum Beispiel einen dünnen Stoffbeutel mit Speisestärke und knete ihn in den Händen. Das klingt täuschend echt.
Aber könnten Computer das nicht viel besser?
Natürlich gibt es heute unzählige Geräusche als fertige Dateien. Allerdings dauert es oft zu lange, den perfekt passenden Ton zu suchen. Außerdem funktioniert das nur mit atmosphärischen Geräuschen wie Waldrauschen oder einer Explosion. Abwechslungsreiche Geräusche wie Schritte oder Schlägereien können Menschen aber einfach besser nachmachen als Maschinen.
Wie viele Geräuschemacher gibt es in Deutschland?
Etwa 40. Es ist ein ungewöhnlicher Beruf, für den es keine Ausbildung gibt. Das Wissen wird von den Meistern an die Schüler weitergegeben. Alle arbeiten deshalb ein bisschen anders und haben Tricks, die sie nie verraten würden. Fast alle deutschsprachigen Filme gehen durch unsere Hände. Die letzten Kinderfilme, die ich vertont habe, waren Jim Knopf und Biene Maja.
Warum ist es überhaupt nötig, Filme zu vertonen?
Weil der Originalton vom Drehort oft nicht gut genug ist. Sieht man zum Beispiel ein Mädchen im Wald, will man ihre Schritte im Laub hören. Doch wenn beim Dreh neben dem Wald eine Autobahn verläuft, übertönen die Autos alle Geräusche.
Wie kann man selbst gute Geräusche machen?
Hufgeklapper funktioniert super mit leeren Joghurtbechern. Einfach mit der hohlen Seite nach unten auf eine Steinplatte klopfen. Für Schritte im Matsch ist ein in Wasser getränkter Lederlappen perfekt. Wie das Quaken von Fröschen klingt es, wenn man Schnapsgläser mit Wasser befeuchtet und dann mit dem Daumen über die Innenseite reibt. Und das Summen von Bienen kriegt man gut mit einem Würfel in einem Luftballon hin. Diesen aufblasen und in einer Hand kreisen lassen. Auch toll: Wenn man in die Papprolle von Küchenpapier faucht, klingt das wie das Brüllen eines Löwen. Beim Film arbeitet man zwar nicht mehr mit solchen Tricks, aber für den Hausgebrauch sind sie perfekt.
Auf dem Münchner Filmfest laufen gerade nicht nur viele gute Filme für Kinder, es gibt an folgenden Tagen auch einen Geräusche-Workshop: Montag, 2. Juli (9 Uhr) und Freitag, 6. Juli (15 Uhr) im Carl-Orff-Saal im Gasteig.