Schön doof:Falsche Freunde

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Illustration: Bene Rohlmann (Foto: Bene Rohlmann)

Saufkumpel haben Leonardo DiCaprio einen Oscar geschenkt, der Marlon Brando gehört. Susan Vahabzadeh wundert sich über derart blöde Geschenke. Was soll das denn heißen? Du kommst an so etwas nicht anders ran vielleicht?

Es vertut sich ja jeder einmal in der Wahl seines Umgangs. Nur wenige Freunde bleiben einem ein ganzes Leben lang erhalten. Vor allem Leonardo DiCaprio sollte seine Auswahlkriterien dringend überarbeiten. Seit einigen Jahren hat er ein paar Kumpel aus Malaysia, die eine Filmfirma haben, Red Granite heißt sie. Die Jungs haben ihre Vorteile: Sie schmeißen so mit Geld um sich, dass es sogar einen Hollywoodstar beeindruckt. Und sie haben "Wolf of Wall Street" mitfinanziert, den Film über einen betrügerischen Banker, den Leonardo DiCaprio 2013 drehte.

Leider haben die Jungs den Nachteil, dass sie selbst betrügerische Banker sind. In den USA wird gegen sie ermittelt, es geht um Geldwäsche und Unterschlagung, angeblich sind viereinhalb Milliarden Dollar irgendwie futsch. Und weil Leo damit lieber doch nichts zu tun haben will, hat er gerade dem Justizministerium Geschenke übergeben, die er erhalten hat.

Unter anderem haben ihm die Red-Granite-Leute bei der Arbeit an "Wolf of Wall Street" einen Oscar übergeben. Und obwohl die Saufkumpanen 600 000 Dollar für dieses Präsent bezahlt haben sollen, hätte DiCaprio da schon merken können, dass er sich die falschen Freunde ausgesucht hat. Erstens steht drauf, wem der Oscar zugedacht war: dem 2006 verstorbenen Superschauspieler Marlon Brando, der die Trophäe 1955 für "Die Faust im Nacken" bekommen hat. Brando soll die Statue schon zu Lebzeiten vermisst haben, und die Erben hätten sie gern wieder.

Und zweitens: Wer schenkt denn einem Schauspieler, von dem die ganze Welt weiß, dass er sich seit "Titanic" vor fast 20 Jahren nach einem Oscar sehnt, den Oscar von jemand anderem? Was soll denn das überhaupt heißen? Du kommst an so etwas nicht anders ran, vielleicht?

In solch missgünstige Gesellschaft kann man auch ohne Filmkarriere geraten. Das ist ein bisschen so, als wenn jemand einem zur neuen Frisur gratuliert - und einen Hut überreicht. Oder man Freunde zu sich nach Hause zum Essen einlädt, und die bringen als Geschenk ein Kochbuch mit. Zeugt von wenig Vertrauen in die Fähigkeiten des Beschenkten. Aber beleidigende Hehlerware als Mitbringsel - da sollte man unbedingt hellhörig werden. DiCaprio hat ein Auge zugedrückt, schließlich haben die Kumpel Millionen an seine Ökostiftung gespendet - die dann gleich mit in Verruf geriet. Aber wenigstens hat Leo seit 2016 endlich einen eigenen Oscar, für "The Revenant". Jetzt braucht er nur noch neue Freunde.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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