Schön doof:Der gehört geschüttelt

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Illustration: SZ-Grafik (Foto: N/A)

Der Schauspieler Daniel Craig soll eine Bond-Offerte in Höhe von 150 Millionen Dollar rundweg abgelehnt haben. Nochmal Bond? Eher würde er sich die Pulsadern aufschneiden, hat er mal gesagt. Selbst schuld, findet Martin Wittmann.

Was macht eigentlich . . . Daniel Craig? Laut der Kinoseite imdb.de war der Schauspieler seit der olympischen Eröffnungszeremonie in keiner anderen Rolle mehr zu sehen als in der des James Bond. Wir sprechen hier nicht von den Spielen in Rio, sondern von denen in London.

Seit 2012 also hat der Mann einen sehr guten ("Skyfall") und einen sehr enttäuschenden ("Spectre") Kinofilm gemacht, bei einem Videospiel mitgearbeitet, eine Bierwerbung gedreht und mit der Queen den oben angesprochenen, sehr lustigen Olympia-Einspieler gefilmt. Dies alles als 007. Mit Verlaub, das ist sehr wenig Arbeit für vier Jahre! Wenn er nicht inkognito als Banksy arbeitet oder tatsächlich ein Geheimagent ist, dann ist der Mann sehr faul. Käuflich aber, das ist er nicht.

150 Millionen Dollar sollen ihm geboten worden sein, um in einem Rutsch zwei letzte Bond-Filme zu drehen. Abgesehen davon, dass die Meldung wohl Schwachsinn ist - den 48-Jährigen würde womöglich kein Geld der Welt dazu bringen, den Spion ein weiteres Mal zu spielen. Lieber, so sagte er 2015, würde er sich die Pulsadern aufschneiden. Öha.

Craig kommt eben vom Drama: Wo andere ein Jobangebot freundlich, aber bestimmt ablehnen würden, droht der Herr Künstler gleich mit dem Crexit. Schauspieler sind halt auch nur Menschen, zumindest, wenn sie nicht gerade "Lassie" spielen oder den Volleyball in "Cast Away".

Apropos: Früher oder später müssen die Bond-Produzenten die Rolle ohnehin wegbesetzen. Immer wieder genannt wird da der Schauspieler Idris Elba. Für ihn könnte sprechen, dass er in vier der elf ertragreichsten Filme des laufenden Jahres dabei war; gegen ihn könnte sprechen, dass er in drei davon nur zu hören war, und das auch nur in der Originalfassung (in Animationsfilmen nämlich); und im vierten Film trägt er toujours eine dicke Maske ("Star Trek: Beyond"). Unsichtbarkeit aber war in Hollywood noch nie ein Beförderungsgrund. Mit einer Ausnahme: der sehr erfolgreiche Andy Serkis.

Serkis ist selten als Mensch zu sehen, sondern mit ein wenig Computerhilfe als Schimpanse ("Planet der Affen"), als Gollum ("Herr der Ringe") oder als Ungetüm ("King Kong"). Selbst einem Volleyball könnte der Leben einhauchen.

Wer nun im Gorillafell eine gute Figur macht, der ist auch einem Faulpelz gewachsen. Pragmatischer Vorschlag also: Serkis sollte Craig spielen, wie der 007 spielt. Elba darf den Text dazu einraunen. Spart Geld. Rettet Leben.

© SZ vom 10.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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