Risiko-Gene:Erbanlagen können das Herzinfarkt-Risiko dramatisch erhöhen

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Jedes Jahr sterben in Deutschland 60.000 Menschen an einem Herzinfarkt - bei vielen haben dabei vermutlich bestimmte Gene eine Rolle gespielt: Die können das Infarkt-Risiko um 20 bis 50 Prozent erhöhen.

Wissenschaftler haben genetische Ursachen für Herzinfarkte entdeckt. Die Forscher des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) identifizierten gleich mehrere DNA-Abschnitte auf den Chromosomen (Erbgutträgern), die allein oder im Zusammenspiel mit anderen das Risiko für Erkrankungen der Herzkranzgefäße und für Herzinfarkt erhöhen können.

Ein Notarzt untersucht einen Patienten aufgrund eines Herzinfarkt-Verdachts. (Foto: Foto: dpa)

Für die größte bisher veröffentlichte Studie dieser Art analysierten deutsche, britische und französische Forscher Daten von knapp 3000 Patienten und 4500 gesunden Probanden, wie das NGFN erklärte.

"Insgesamt fanden wir auf unterschiedlichen Chromosomen sieben genetische Varianten, die das Herzinfarktrisiko jeweils um etwa 20 bis 30 Prozent erhöhen", sagte der Direktor der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Heribert Schunkert. "Das zeigt, wie ungeheuer komplex Herzerkrankungen sein können."

"Wir analysierten kleine Varianten im Genom, so genannte SNPs. Bei diesen genetischen Mutationen ist jeweils nur ein einzelner Genbuchstabe an einer bestimmten Stelle des Erbguts verändert", erklärte Schunkerts Kollegin Jeanette Erdmann.

"Eine dieser genetischen Varianten, die sich in einem bestimmten Bereich des Chromosoms 9 befindet, verdoppelt das Herzinfarktrisiko, wenn beide Kopien des Chromosoms betroffen sind", betonte Erdmann.

In dieser Region liegen Gene, die eine Rolle bei der Regulierung des Zellwachstums spielen. Ein unkontrolliertes Wachstum von Gefäßzellen ist unter anderem an der Entstehung der Gefäßverkalkung Arteriosklerose beteiligt.

Bei einer genetischen Variante auf Chromosom 2 konnten die Forscher außerdem zeigen, dass das Herzinfarktrisiko, das von dieser Mutation ausgeht, auch von zusätzlichen Faktoren abhängt, wie zum Beispiel Übergewicht oder Bluthochdruck. Der Herzinfarkt sei also nicht nur genetisch bedingt - eine gesunde Lebensweise bleibe eine gute Vorsorgestrategie.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verursachen koronare Herzerkrankungen jeden fünften Sterbefall in Deutschland. Fetthaltige und verkalkte Ablagerungen verschließen dabei die Herzkranzarterien und führen zu einem Herzinfarkt.

Das NGFN untersucht, gefördert vom Bundesforschungsministerium, die genetischen Grundlagen der koronaren Herzerkrankung. Die Ergebnisse könnten neue Ansätze für die Prävention und Behandlung der Krankheit liefern.

An der jetzt veröffentlichten Studie waren unter anderem Forscher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck, des Klinikums der Universität Regensburg und des GSF-Nationales Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit beteiligt.

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