Prinzessin Diana:Königin der Schmerzen

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Zehn Jahre nach dem Tod von Lady Diana überbieten sich Magazine mit gewagten Interpretationen - eine anrührende Presseschau.

Charlotte Frank

Am 31. August 1997 kam Prinzessin Diana in Paris bei einem tragischen Autounfall ums Leben. Zu ihrem Todestag wird das Schicksal der ehemals meistfotografierten Frau der Welt wieder in sämtlichen Zeitschriften beschrieben, von Focus bis Frau aktuell, von Stern bis Neue Post. Die Darstellungen ihrer letzten Stunden stimmen nicht immer überein.

Der 4. September 1997: Prinzessin Diana ist auf allen Titelseiten der deutschen Illustrierten. (Foto: Foto: dpa)

Die Ankunft

Ach, es hätte alles so schön werden können. "Die Königin der Herzen in der Hauptstadt der Liebe", allein diese Schlagzeile lässt noch heute romantische Herzen höher schlagen. Und dann auch noch dieser rührende Anlass, aus dem Diana am 30. August 1997 mit ihrem Liebhaber Dodi al-Fayed nach Paris flog: "Der Millionärssohn möchte Diana einen wunderschönen Ring schenken", weiß die Zeitschrift Gala. Vanity Fair beziffert seinen Wert mit 200.000 Dollar.

Das weiß man zwar nicht so genau, ist aber egal, Hauptsache teuer. Während die Weltpresse rätselt, ob der Klunker ein Verlobungsgeschenk werden sollte, gibt ein Bericht des Focus Anlass zu ganz anderen Vermutungen: Weil Diana seit ihrer Scheidung so blendend gelaunt war, hatte sie eines ihrer ältesten Laster abgelegt, weiß das Nachrichtenmagazin: "Sie hörte sogar auf, an den Fingernägeln zu kauen."

Möglicherweise wollte Dodi sie also mit einem Ring an den unzerknabberten Fingern motivieren, das Nägelessen aufzugeben? Dieser Darstellung würde Rolf Seelmann-Eggebert, Diana-Porträtist der Neuen Post, vermutlich zustimmen, schließlich erlebte er sie 1997 als "Stern, der andere zum Leuchten brachte". Dem jedoch widersprechen die Experten der Bunten in ihrem Diana-Sonderheft: "So begehrt, so allein. Diana ist mit Dodi unterwegs, aber nicht mit dem Herzen", liest man dort. Wie Lady Di's Stimmung wirklich war, bleibt also ein Rätsel - auch wenn die Frau im Spiegel findet: "In ihrem letzten Sommer zeigte sie uns ihre Seele."

Die Flucht vor den Paparazzi

Nach einem Abendessen im Hotel Ritz - laut Gala gab es Seezunge - beschließt das Paar, vor den Paparazzi in Dodis Pariser Wohnung zu flüchten. Das Auto, einen schwarzen Mercedes, lenkt Henry Paul, der Sicherheitschef des Ritz. Auf der Rückbank schlägt Diana zunächst anscheinend noch recht entspannt "ihre langen Beine übereinander", wie man aus dem Bunte-Sonderheft erfährt. Leser des Neuen Blatts wissen zudem, dass sie nicht angeschnallt war. Doch als Paul auf den Pont de l'Alma-Tunnel zusteuert, holen Fotografen das Auto ein.

Da drückt der Fahrer aufs Gas. "Zu schnell, viel zu schnell" wurde er, berichtet der Stern. "Mit 104 Kilometer pro Stunde rast er in den Tunnel", schreibt die Gala. In der Vanity Fair darf es "mit circa 130 Kilometer pro Stunde" ein bisschen mehr sein. Aber auch das ist ja egal - beides ist schnell, und darum geht es schließlich. Auch wenn die Neue Post Diana zu diesem Zeitpunkt als "in der Blüte ihrer Jahre" bezeichnet, sind sich die Autoren des Sonderhefts der Bunten sicher: "In dieser letzten Nacht mit Dodi Al-Fayed in Paris wusste Diana, dass die Dinge aus dem Ruder gelaufen waren." Wenige Minuten später sollte sich dies auf schreckliche Weise bewahrheiten.

Der Tod

Um 23 Minuten nach Mitternacht endet die Jagd auf Diana. Der schwarze Mercedes, in dem sie und Dodi sitzen, prallt ungebremst gegen den 13. Pfeiler des Tunnels. "Warum musste sie so früh sterben?", fragt Frau aktuell sich bis heute über den für Diana, Dodi und den angeblich angetrunkenen Fahrer Henri Paul tödlichen Ausgang des Unfalls.

Der Stern hingegen befindet gnadenlos: "Die Mutter des künftigen Königs von Großbritannien starb neben dem Sohn eines ägyptischen Möchtegern-Pharaos, der sie bis heute in ein trashiges Licht rückt." Das Neue Blatt zeigt sich dagegen viel generöser. Dort wird Trevor Rees-Jones, der Leibwächter der Prinzessin, der den Unfall als einziger überlebte, mit dem herzzerreißenden Bekenntnis zitiert: "Ich wünschte, ich wäre an ihrer Stelle gestorben." Am 31. August 1997, um 4 Uhr nachts, wird Diana offiziell für tot erklärt.

Der Mythos

Eine Woche später, am 6. September, herrscht Stille in ganz London - Totenstille. An diesem Tag wird Diana beerdigt. "Ihr tragisch früher Tod besiegelte, dass sie zum Mythos wurde", schreibt die Bunte heute über dieses Ereignis. Sie warnt aber auch: "Mythen bezaubern einen, tragen kollektive Vorstellungen vor sich her - und irgendwann verblassen sie." So weit ist es bei Diana, der "Rose Englands", der "Königin der Herzen", "diesem engelgleichen Wesen" (Frau aktuell) allerdings noch lange nicht.

Noch heute beschwören die Autoren von Frau mit Herz: "Ihr Lächeln wärmte die Welt", und die Kolumnisten von Heim und Welt orakeln: "Sie hat uns vom Himmel aus zusammengeführt." Auch wenn der Stern ein bisschen böse schreibt, das Vermächtnis von Lady Diana wären "zwei Söhne, ein paar abgelegte Liebhaber und so manche komische Geschichte", halten wir uns doch lieber an die Einschätzung der Experten vom Sonderheft der Bunten. Nämlich, dass Diana "vom Tod für immer in ein Symbol fatalen Glitzerlebens verwandelt wurde".

© SZ vom 31.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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