Musik und Geld:Melodien für Millionen

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In Zeiten von Spotify und Youtube kann man fast überall im Internet Musik hören ohne zu bezahlen. Aber wie verdienen Künstler dann Geld?

Von Silke Stuck

"Nossa, Nossa" ging richtig gut. Und "Die da" von den Fantastischen Vier auch. Diese zwei Lieder nur haben die drei Brüder Paul, Max und Anton (9, 7 und 4 Jahre) aus München an sechs Schönwetter-Samstagen draußen den Passanten vorgesungen, immer wieder. Und mehrere Hundert Euro eingenommen. Es war eine Spaß-Idee gewesen. Und ein ganz einfaches Prinzip hat gut funktioniert: Musik machen und Geld dafür bekommen.

Ein Profi-Musiker hat vielleicht mal auf der Straße angefangen. Aber irgendwann er regelmäßig Geld verdienen. Ist ja auch nicht immer schönes Wetter. Also nimmt er CDs auf, die können Menschen im Laden oder im Internet zum Runterladen kaufen. Er gibt Konzerte, für die muss man Eintritt zahlen. Er tritt im Fernsehen auf, auch dafür bekommt er Geld. Manchmal werden seine Songs teilweise in Werbefilmen gespielt, dafür wird auch Geld gezahlt. Und er dreht ein Video, das stellt er ins Internet, bei Youtube. Es ist also ein großer Kuchen mit unterschiedlich großen Stücken, aus denen sich zusammensetzt, was er am Ende verdient (siehe Grafik unten).

Die Plattform Youtube stellt Videos kostenlos online und lässt Künstler an der Werbung, die sie davorschalten, mitverdienen. Pro 1000 Klicks gibt es auf Youtube bis zu einen Euro. Ganz genau verrät Youtube das natürlich nicht. Die Video-Plattform hat in Deutschland eigene Stars hervorgebracht, wie die Lochis oder Ape crime, aber die sollen auch darüber schweigen, wie viel sie genau verdienen. Aber jeder Künstler weiß mittlerweile, dass er hier seine Fans besonders gut erreicht: Denn fast jeder, der über zehn Jahre alt ist, nutzt täglich Youtube, um kostenlos Musik zu hören oder anzuschauen. Es ist ein riesiger Markt.

In der Musikbranche will niemand verraten, womit ein Künstler Geld verdient. Deshalb haben wir uns eine eigene Kinderseiten-Band ausgedacht: die "Fetten Fritten". Jeder kennt sie, jeder hört sie und kauft ihre CDs. Tickets für Fritten-Konzerte sind superschnell ausgebucht, und die T-Shirts und Schlüsselbänder mit dem Band-Logo tragen viele. Die Grafik zeigt, woher die "Fetten Fritten" Geld bekommen. Bei den Daten bekamen wir Unterstützung von einem Musikexperten (der seinen Namen aber auch nicht nennen will). SZ-Grafik (Foto: SZ-Grafik)

Dann gibt es auch noch verschiedene riesige Musikbibliotheken wie Spotify aus Schweden oder Deezer, ein Streaming-Anbieter aus Frankreich. Streaming bedeutet, dass man sich sozusagen einen Song direkt aus der Datenbank raussuchen und vorspielen lässt. Einige Anbieter davon kann man - eingeschränkt zumindest - kostenlos nutzen. Dann wird auch da vorher Werbung gespielt. Oder man kann nicht einfach bestimmte Lieder eines Künstlers anhören. Ein Monats-Abo kostet knapp zehn Euro. Wie viel davon kommt bei einem Künstler an? Eigenen Angaben zufolge behält der Streaming-Dienst davon etwas mehr als zwei Euro. Beim Künstler bleiben am Ende zwischen 60 und 80 Cent hängen. Heißt es. Das klingt erst mal nicht viel. Aber bei Bands wie Deichkind aus Hamburg ist es schon eine "wesentliche" Einnahmequelle. Das sagt deren Manager. Je berühmter ein Künstler ist, desto öfter wird er geklickt und desto mehr Geld bekommt er auch. Der kanadische Rapper Drake ist der absolute Rekordhalter bei Spotify: Sein Lied "OneDance" wurde 2015 1,8 Milliarden Mal abgespielt. Wenn man also nur einen Klick frei hätte, dann würde fast jeder dritte Mensch auf der Welt dieses Lied kennen (ist natürlich nicht so, sondern nur ein Vergleich - denn man darf den Song natürlich so oft hören, wie man will). Im vergangenen Jahr wurde Drake insgesamt über vier Milliarden Mal geklickt. In den USA wächst die Zahl der Menschen, die Musik nur noch übers Internet hören, rasant. Für die Musiker ergibt das eine einfache Rechnung: Je mehr Songs ich bei einem Streaming-Dienst veröffentliche, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich oft geklickt werde. Und also auch mehr verdiene. Ganz so weit ist es in Deutschland noch nicht, hier kaufen die meisten immer noch eine CD, um Musik zu hören.

Die Brüder aus München, Paul, Max und Anton, haben das Geld von ihren Freiluftauftritten übrigens gespendet. Musiker wollen sie erst mal nicht werden.

© SZ vom 11.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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