Lebensmittel:"Bio" bedeutet nicht "sicher"

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Tomaten, Erdbeeren und Äpfel sind nicht nur voller Vitamine. Kontrolleure entdecken Rückstände von Pflanzenschutzmitteln.

Da kann einem der vermeintlich gesunde Bissen schon mal im Halse stecken bleiben: Tomaten, Erdbeeren, Salat und Äpfel in deutschen Supermärkten sind nicht nur voller Vitamine. Lebensmittelkontrolleure entdecken immer wieder Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Was bisher wenig Beachtung fand: Auch Bio-Produkte und Lebensmittel aus regionalem Anbau sind nicht immer schadstofffrei.

"Bio" bedeutet nicht "sicher". (Foto: Foto: dpa)

Schreckensmeldungen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit verunsichern auch jetzt wieder besonders jene, die gesund leben und viel Gemüse und Obst essen wollen. Einzelne Proben aus dem Jahr 2007 hätten so hohe Belastungen nachgewiesen, dass "bei einmaligem Verzehr gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht auszuschließen sind", meldete das Bundesamt in dieser Woche.

"Die Verbraucher können sich vor den Belastungen kaum schützen", sagt Silvia Bilan von der Berliner Verbraucherzentrale. "Man sieht es dem Obst und Gemüse von außen eben nicht an." Bei 87 Prozent der kontrollierten Äpfel hatte das Bundesamt Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gefunden - oft jedoch nur in sehr geringen Mengen. Bei 7,3 Prozent der Äpfel waren die Grenzwerte überschritten. Vergleichsweise gut schnitten laut Bundesamt deutsche Äpfel ab, bei denen nur in 2,3 Prozent die zulässige Höchstmenge an Pestiziden übertroffen worden sei.

Reste von Pflanzenschutzmitteln auf Apfel, Tomate oder Erdbeere sind aber sind nicht gleichzusetzen mit gesundheitlicher Bedrohung, erklärt Jürgen Thier-Kundke vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin. "So lange die Belastung unterhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Höchstmenge liegt, gefährden die Lebensmittel nicht die Gesundheit." Man könne sie ein Leben lang essen, ohne Schaden zu nehmen.

Die Behörden müssen die schwarzen Schafe nennen", fordert dagegen Henrik Düker von der Verbraucherschutzorganisation foodwatch. "Nur so entsteht öffentlicher Druck." Verbraucher erführen nicht, welche Marke in welchem Supermarkt von hoher Pestizid-Belastung betroffen sei. "Nur Hersteller und Handel werden informiert", erklärt Düker. "Da ist es schwer, sich zu schützen."

Auch der Trend zurück zu regionalen und saisonalen Produkten schützt nicht automatisch, warnen die Experten. "Natürlich sollte man zu Weihnachten keine Erdbeeren kaufen", sagt Bilan. Regionale Produkte seien "verhältnismäßig sicher", böten aber auch keine Garantie. "Wir können nicht ausschließen, dass in der Region auch mit Pestiziden gearbeitet wird", sagt auch Düker.

Bei Produkten mit Bio-Siegel dagegen ist der Einsatz von konventionellen Pflanzenschutzmitteln verboten. "Das heißt aber nicht, dass diese Produkte sicherer sind als konventionelle Produkte", warnt Thier-Kundke. Im konventionellen Anbau werde zum Beispiel gegen Schimmelpilzbefall gespritzt. Öko-Produkte dagegen können von dem unsichtbaren Pilz befallen sein. "Damit sind sie nicht unbedingt gesünder", sagt Thier-Kundke. In der Regel ist Bio-Ware deutlich geringer von Pestiziden betroffen. Vollständig ausschließen will Düker die Belastung aber nicht. "Die Mittel können von Nachbarfeldern rüber wehen", warnt er.

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