Krebsgefahr:Tödliches Asbest-Erbe

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In den nächsten Jahren könnte die Zahl der Todesfälle, die auf einen früheren Asbestkontakt zurückgehen, stark steigen. Darauf deutet eine Studie asiatischer Wissenschaftler.

Fabian Seyfried

In den nächsten Jahren könnte die Zahl der Todesfälle, die auf einen früheren Asbestkontakt zurückgehen, stark steigen.

Das belegt eine Studie, die asiatische und europäische Wissenschaftler in der angesehenen Fachzeitschrift The Lancet (2007; 369: 844-849) veröffentlicht haben.

Die Gruppe um den Japaner Ken Takahashi ermittelte die jährliche Asbest-Verarbeitung in 33 Ländern pro Kopf in den Jahren 1960 bis 1969 und überprüfte den Zusammenhang mit den dort gemeldeten Todesfällen an Asbest-bedingtem Krebs im Zeitraum 2000 bis 2004.

Wie sie feststellten, war die Zahl der aktuellen Todesfälle umso höher, je mehr Asbest in den 60er Jahren verwendet worden war: Für jedes zusätzliche Kilogramm des Flammschutzmittels, das umgerechnet pro Einwohner verbaut wurde, wuchs die Anzahl die Asbest-Todesfälle bei Männern um das 2,4-fache und bei Frauen um das 1,6-fache.

Die Zeiträume hatten die Wissenschaftler bewusst gewählt, da man die feinen Fasern nach ihren Angaben in den 60er-Jahren besonders intensiv eingesetzt hatte und die durchschnittliche Zeitspanne bis zur Entstehung eines Tumors auf 30 bis 40 Jahre geschätzt wird.

"Diese ökologische Studie", so berichten die Forscher, "hat klare und einleuchtende Zusammenhänge zwischen Ausmaß der zurückliegenden Asbestexposition und den Todesfällen auf Grund asbestbedingter Krankheiten aufgedeckt". Sie warnen, dass "alle Länder Asbest entfernen sollten."

Bis zu einem Prozent der Männer der Jahrgänge 1945 bis 1950 könnten in manchen europäischen Ländern an Asbest-bedingtem Krebs sterben, hatte Axel Hanauske vom Allgemeinen Krankenhaus St. Georg in Hamburg bereits im vergangenen Jahr erklärt.

Der Mediziner schätzte, dass die meisten dieser Fälle zwischen 2015 und 2020 auftreten werden.

In Deutschland hat die Häufigkeit der durch Asbest verursachten Krebsarten, Mesotheliome genannt, in den letzten Jahren exponentiell zugenommen, so Axel Hanauske.

Erst 1993 wurde hierzulande die Verwendung des Faserstoffs vollständig verboten. EU-weit gilt seit 2005 ein einheitliches Verbot.

Für manche ist der tödliche Stoff jedoch ein wahrer Glücksfall. Findige Anwälte aus den USA haben in den Asbestkranken inzwischen ein riesiges Potenzial entdeckt.

Wie Telepolis berichtete, erklagen sie durchschnittlich eine Millionen Dollar pro Fall von dem verantwortlichen Arbeitgeber. Um möglichst viele Betroffen zu erreichen bezahlen die Kanzleien bereits horrende Summen an Google für Werbeplatz, so dass Surfer, die den Begriff Mesotheliom eingeben, auf sie aufmerksam werden.

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