Gebräuchliche Impfungen:Mumps-Impfung

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Inge Smolek

Der gebräuchlichste Mumps-Impfstoff wurde 1965 in den USA entwickelt. Er ist so wie der Masern-Impfstoff ein Lebendimpfstoff. Seit Einführung der Impfung wird ein Rückgang der schwerwiegenden Mumps-Gehirnhautentzündungen beobachtet.

Erreger und Krankheitsbild

Mumps (Parotitis epidemica) ist eine von Viren ausgelöste Infektionskrankheit. Dabei schwellen die Ohrspeicheldrüsen an. Die Folge sind unangenehme Schmerzen und Fieber. Als Begleitkrankheiten können in seltenen Fällen Gehirnhautentzündungen, Entzündungen des Magen-Darm-Traktes, der Bauchspeicheldrüse oder anderer Organe auftreten.

Mumpsviren gehören zur Gruppe der Paramyxoviren. Sie sind nicht so infektiös wie Masernviren (Masern). Durch die Impfung wurde die Ansteckungsgefahr weiter verringert. Zuvor machten 90 Prozent aller Kinder bis zum 15. Lebensjahr eine Mumpskrankheit durch. Dieser Anteil hat sich in der Zwischenzeit radikal verringert. Allerdings kommen dadurch mehr Menschen erst als Erwachsene mit den Viren in Kontakt. Und mit dem Alter steigt auch die Komplikationshäufigkeit.

Wenn Mumps erst nach der Pubertät auftritt, so erleidet nahezu jeder vierte betroffene Mann eine schmerzhafte Hodenentzündung, die zur Unfruchtbarkeit führen kann. 15 Prozent der betroffenen Frauen bekommen eine Brustentzündung. Jeder zehnte Mumpspatient reagiert nach dem Kindesalter mit Gehirn-Komplikationen. Bei Schwangeren kann eine Fehlgeburt die Folge sein.

Eine ursächliche Behandlung von Mumps ist nicht möglich. Es bleibt nur übrig, das Abflauen der Virentätigkeit abzuwarten. Bei Gehirnbeteiligung wird die Gabe von Mumps-Immunglobulinen (passive Impfung) erwogen. Allerdings hat diese Maßnahme eine recht ungewisse Wirksamkeit.

Die Isolierung kranker Personen zur Verringerung der Ansteckungsgefahr bringt wenig, da Mumps bereits ansteckend ist, bevor die ersten Symptome auftreten. Außerdem verläuft Mumps in mehr als der Hälfte aller Fälle so unauffällig, dass die Krankheit häufig übersehen wird.

Wirkprinzip der Impfung

Der Mumps-Impfstoff wurde 1965 in den USA entwickelt. Er wird auf Hühnerembryogewebe gezüchtet und enthält abgeschwächte Mumpsviren, Gelatine, Humanalbumin und Neomycinsulfat (Antibiotikum) als Konservierungsschutz.

Nach der Impfung reagiert der Körper mit einer deutlich geringeren Abwehrreaktion als nach der natürlichen Erkrankung. In der Folge ist auch der Antikörper-Titer im Blut wesentlich geringer. Untersuchungen haben aber gezeigt, dass sich diese Unterschiede sieben Jahre später nahezu aufheben.

Seit Einführung der Impfung wird ein Rückgang der schwerwiegenden Mumps-Gehirnhautentzündungen beobachtet. Von Geimpften geht keine Ansteckungsgefahr aus. Die Impfung wird mit einem Kombinationsimpfstoff (MMR-Impfstoff) durchgeführt. Neu ist die Kombination der MMR mit der Impfung gegen Windpocken (Feuchtblattern, Varizellen) als MMR+V oder MMRV (ab Verfügbarkeit).

Da Kinder während des ersten Lebensjahres durch mütterliche Antikörper vor Mumpsviren geschützt sind, wird die Impfung erst ab dem 11. Lebensmonat (Deutschland), durchgeführt. In Österreich wird die erste Masern-Mumps-Röteln-Impfung erst ab dem 14. Lebensmonat empfohlen. Noch im zweiten Lebensjahr sollte die zweite Teilimpfung erfolgen, der Mindestabstand zwischen den beiden Impfungen beträgt vier Wochen. Bei fehlender Immunität kann die MMR-Impfung in jedem Lebensalter nachgeholt werden. Es werden zwei Dosen MMR-Impfstoff empfohlen.

Da die Erkrankung mit zunehmendem Lebensalter gefährlicher wird, hat die Impfung auch für Erwachsene eine große Bedeutung. Die neu empfohlene Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C im 2. Lebensjahr sollte nicht gleichzeitig it der MMR+V bzw. MMRV-Impfung erfolgen, sondern mit einem Abstand von mindestens vier Wochen.

Die Schutzrate der Impfung liegt bei etwa 95 Prozent. Die 5 Prozent Impfversager sind entweder auf schlecht gelagerten Impfstoff oder auf Nichtansprechen auf die Impfung, etwa bei gleichzeitig bestehenden Infektionskrankheiten, zurückzuführen. Der Impfstoff ist extrem temperaturempfindlich und innerhalb weniger Stunden bei Lagerung außerhalb des Kühlschranks inaktiv. Aus diesem Grund wird in Österreich die Impfung bei Schuleintritt wiederholt, damit ein möglichst umfassender Schutz der Bevölkerung vor Mumps erzielt werden kann. Wahrscheinlich besteht der Impfschutz lebenslang. Das durch das allmähliche Verschwinden der Krankheit auch der Auffrischungseffekt für Erwachsene durch den Kontakt mit kranken Kindern entfällt, ist es jedoch möglich, dass der Immunschutz gegen Mumps im Lauf der Jahre abfällt.

Gegenanzeigen, Nebenwirkungen

Die Schmerzen an der Einstichstelle vergehen im Normalfall nach zwei Minuten. Leichtes Fieber ist sowohl bei den Kombinations-Impfungen als auch beim reinen Mumps-Impfstoff eine häufige Nebenwirkung. Selten kann die Impfung zu Gelenksschmerzen führen. Bei akuten Krankheiten sollte, so wie bei allen anderen Impfungen, niemals geimpft werden, weil dadurch der Impferfolg beeinträchtigt werden könnte. Ebenso ein Ausschlussgrund sind Immunschwächen des Impflings, Behandlungen mit Kortison oder Chemotherapien.

Bei Überempfindlichkeit gegen Hühnereiweiß oder das Antibiotikum Neomycin sollte die Impfung mit dem Arzt diskutiert werden. Drei Monate nach der Impfung sollte eine Schwangerschaft vermieden werden.

Zwischen der Schutzimpfung gegen Mumps, Röteln, Masern und der Impfung mit anderen Lebend-Inhaltsstoffen (Tuberkulose, Gelbfieber, Kinderlähmungs-Schluckimpfung) ist ein Abstand von mindestens vier Wochen empfohlen. Ein Zeitabstand zu Impfungen mit Totimpfstoffen ist nicht notwendig.

Gesundheitspolitische Ziele

In den USA herrscht für Mumps in den meisten Bundesstaaten Impfpflicht, mehr als 95 Prozent aller Kinder sind geimpft. Die Häufigkeit von Mumps hat sich dadurch innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte um nahezu 99 Prozent verringert. Die Chancen, Mumps weltweit auszurotten, werden als gut eingeschätzt.

Experten: Univ. Prof. Dr. med. Herwig Kollaritsch (Tropenmedizin, Reisemedizin, Impfwesen), Dr. med. Gert Vetter (Allgemeinmedizin)

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