Ernährung:Abnehmen ist Typsache

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Pasta oder Pute? Die einen verbrennen Kohlenhydrate im Nu, andere sollten sich lieber mehr Eiweiße gönnen. Erst mit einer individuellen Ernährungsumstellung purzeln die Pfunde.

Katharina Bradler

Dieses Jahr soll sie endlich klappen - die Frühjahrsdiät. Beim Nachbarn tut sie das sogar, nur bei einem selbst wollen die Pfunde noch nicht der Wunschfigur weichen...

Beliebt und doch nicht ideal für jedermanns Speiseplan: Nudeln. (Foto: Foto: ddp)

Für die Ernährungsexpertin Angelika Hartmann nichts Neues, denn sie weiß, dass Diäten in den meisten Fällen lediglich eine Reduktion des Stoffwechsels, nicht aber eine dauerhafte Gewichtsabnahme bewirken. Deshalb rät die Münchener Internistin zu einer typgerechten Ernährung.

Kohlenhydrat- versus Eiweißtyp

Wer dem Körperfett trotzen möchte, tut dies am besten zuerst mit einer Stoffwechseltyp-Bestimmung: Zum "Kohlenhydrattyp" zählen laut Hartmann Menschen, die sich von Nahrungsmitteln wie Brot, Kartoffeln und Nudeln anhaltend gesättigt fühlen und diese leicht verbrennen. Nur selten entwickle dieser Typ Gewichtsprobleme, sein Blutdruck liege in der Regel bei maximal 130/85 mm Hg.

Der Großteil der Bevölkerung jedoch gehöre dem so genannten "Eiweißtyp" an, der sich hauptsächlich durch Fleischgerichte "energiegeladen" fühlt, kohlenhydratreiche Ernährung nur schlecht wegsteckt und nicht zuletzt wegen seiner Heißhungerattacken auf Süßes dazu tendiert zuzunehmen. Aus diesem Grund sei auch der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlene Tagesbedarf von 55 bis 58 Prozent Kilokalorien an Kohlenhydraten nur dem ersten Typus zu empfehlen. Die gleiche Menge könne einem Eiweißtypen gerade die unerwünschten Kilos bescheren, berichtet die Ärztin aus ihrer Erfahrung.

Eiweißtypen nehmen auf einfache Kohlenhydrate so schnell zu, weil der Körper diese nur schlecht verstoffwechsle. Oft würden diese Menschen unbemerkt ständig erhöhte Spiegel des "Masthormons" Insulin aufweisen. Besser sei es in diesem Fall im Lauf eines Tages etwa 40 Prozent Eiweiß-Kilokalorien und nur 30 Prozent Kohlenhydrat-Kilokalorien zu sich zu nehmen. Durch Fisch oder mageres Fleisch statt des klassischen Tellers Spaghetti zu Mittag. Ansonsten eignen sich fettreduzierte Milchprodukte wie Joghurt und gewürzter Magerquark, Omelett mit hohem Eiweißanteil, frisches Rohkostgemüse, Tofu sowie fettreduzierte Wurst- und Käsesorten, zwischendurch auch einmal ein Eiweißsnack.

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Keine Diät, kein Jojo-Effekt

Menschen, die ihre Ernährung dauerhaft den Bedürfnissen ihres Stoffwechseltyps anpassen, sparen sich nicht nur unerwünschtes Übergewicht, sondern auch den altbekannten Jojo-Effekt. Selbst die ein oder andere Sünde sei bei einer individuell abgestimmten Ernährungsweise nicht mehr ausschlaggebend: Wer auf seine Praline nach dem Mittagstief keineswegs verzichten kann, muss dies auch nicht, sagt Hartmann - solange er sich an seinen individuellen stoffwechselgerechten Ernährungsplan hält.

Eine "Süßhungerempfehlung" sind in diesem Kontext Bitterschokoladen mit mindestens 70 Prozent Kakao-Anteil. Sie haben einen verhältnismäßig niedrigen glykämischen Index und heben damit den Blutzuckerspiegel nur langsam und geringfügig an. Zur Freude des Eiweißtyps, denn der kennzeichnet sich oft durch einen schwankenden Blutzuckerspiegel.

Ausführliche Ernährungsempfehlungen und einen Fragebogen zur genauen Typzuordnung gibt Hartmann in ihrem Buch "Potenzial Mann", das in Sachen "Ernährung" keineswegs nur für Männer bestimmt ist.

BMI noch kein Gesundheitsgarant

Seit einigen Jahren gibt der Body Mass Index (BMI) Auskunft über das Norm- und Idealgewicht eines Menschen. Er errechnet sich aus dem Verhältnis von Körpergewicht in Kilogramm zur Körpergröße in Metern im Quadrat. Dass er jedoch nicht hinreichend Auskunft über die Fettverteilung im Körper gibt, haben neueste Forschungsergebnisse der International Diabetes Federation (IDF) bestätigt. Sie besagen, dass nicht nur das Gewicht, sondern in hohem Maße der Bauchumfang Aufschluss gibt über mögliche Gesundheitsrisiken.

Bei einem Taillenumfang von mehr als 80 cm bei Frauen und mehr als 94 cm bei Männern bestehe demzufolge ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Dem könne jedoch frühzeitig entgegengewirkt werden: "Wenn Ihr Bauchumfang überdurchschnittlich groß ist, können Sie davon ausgehen, dass Sie zum Eiweißtyp gehören", erklärt Hartmann und empfiehlt eine entsprechende Ernährungsumstellung. Leider sei die Klassifizierung nach Stoffwechseltypen in der Forschung noch nicht etabliert, bedauert die Medizinerin.

Schließlich gehe es beim Abnehmen um mehr als nur die Bikinifigur: nämlich um fundierte Präventivmedizin und damit ein langes, gesundes Leben.

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