Die roten Schuhe von Benedikt XVI. sind nicht von Prada - nach langen Spekulationen wurde dieses hartnäckige Gerücht an diesem Donnerstag vom Vatikan dementiert. Adriano Stefanelli, ein Schumacher aus Novara, hat das Modell für den Papst entworfen und in Handarbeit angefertigt. Auch der russische Patriarch Alexius II., Ferrari-Chef Luca di Montezemolo und Lech Walesa tragen sein Schuhwerk.
SZ: Herr Stefanelli, warum sind Sie so lange im Hintergrund geblieben?
Adriano Stefanelli: Sie müssen wissen, meine Arbeit für den Vatikan zeichnet sich aus durch Ruhe und Bescheidenheit. Ich wollte mich da nicht groß hervortun. Der Papst wusste, von wem die Schuhe sind, das allein war mir wichtig. Ich bin ja eigentlich ein Niemand, da lege ich mich doch nicht mit einem riesigen Modekonzern aus Mailand an. Fakt ist: Ich bin der Schuhmacher des Papstes.
SZ: Sie fertigen also häufiger Schuhe für den Papst an?
Stefanelli: Genau. Vor sieben Jahren habe ich mein erstes Paar Schuhe für Papst Johannes Paul II. angefertigt, sie haben ihm wunderbar gepasst. Seitdem mache ich Schuhe für Kardinäle und Monsignori - alles Einzelstücke, alle handgemacht. Für Kardinal Bertone habe ich auch schon mal Fußballschuhe entworfen. Er spielt leidenschaftlich gerne Fußball.
SZ: Zahlt er gut, der Papst?
Stefanelli: Vom Papst würde ich keine einzige Lira nehmen, die Schuhe sind ein Geschenk an ihn. Da denke ich nicht ans Geschäft, schließlich bin ich ein gläubiger Katholik.
SZ: Und was würden die Schuhe kosten, wenn sie nicht für den Papst wären?
Stefanelli: So um die 1200 Euro. An einem Paar Schuhe arbeite ich sieben, acht Tage. Ich komme also auf drei bis vier Paar im Monat.
SZ: Wie viele Paar Schuhe braucht der Papst denn im Jahr?
Stefanelli: Zwei Paar Winterschuhe, zwei Paar Sommerschuhe. Gerade arbeite ich an einem Exemplar für seinen Sommerurlaub. Bislang hat er ganz normale Bergschuhe getragen, meine Kreation ist eine absolute Neuheit: Bergschuhe in Rot.
SZ: Gefällt die Farbe Rot dem Papst besonders gut oder hat die Farbwahl andere Gründe?
Stefanelli: Das päpstliche Schuhwerk ist seit Jahrhunderten rot. Die Farbe soll an die Kreuzigung und das Blut Christi erinnern. Nur der Farbton ändert sich manchmal. Benedikt XVI. hat sich für ein schönes Feuerrot entschieden.
SZ: Kommt er zu Ihnen nach Novara, um die neuen Modelle anzuprobieren?
Stefanelli: Nein, ich bringe sie ihm runter nach Rom. Bei den Schuhen ist der Papst unkompliziert. Nach dem Tod von Johannes Paul II. habe ich einen Brief aus dem Vatikan bekommen. Mit der Schuhgröße des neuen Papstes und dem Vermerk, dass er keine besonderen Probleme mit den Füßen hat.
SZ: Verraten Sie uns die Schuhgröße?
Stefanelli: 42. Wie gesagt: Das sind ganz normale Füße.