Die Queen und Prinz Philip:60 Jahre Disziplin

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Sie gehen sich aus dem Weg, das Glück der Ehe beruht auf Trennung: Königin Elisabeth II. und Prinz Philip feiern diamantene Hochzeit.

Wolfgang Koydl

Zum Erfolg einer Ehe trägt mitunter bei, wenn sich die Partner aus dem Wege gehen können. Winston Churchill beispielsweise führte die Langlebigkeit seiner Beziehung zu Ehefrau Clementine darauf zurück, dass das Paar nie gemeinsam frühstückte. Sir Winston, muss man wissen, war kein Morgenmensch.

Die Queen und Prinz Philipp: 60 Jahre Disziplin. (Foto: Foto: AP)

Noch hilfreicher ist es, wenn der Gatte im anderen Flügel eines Schlosses wohnt als seine bessere Hälfte, oder wenn er sich anmelden muss, um sie zu sprechen. Solche Details sind es, die es Queen Elizabeth II und ihrem Ehemann Prinz Philip erlauben, ihre diamantene Hochzeit zu feiern - ganz abgesehen von der Tatsache, dass eine Scheidung eine Verfassungskrise auslösen würde.

Mehr als 2000 Gäste, unter ihnen Paare, die sich ebenfalls am 20. November 1947 das Jawort gaben, wurden zu einem Dankgottesdienst in die Westminster Abbey geladen. Britanniens große alte Schauspieldame Judi Dench trug ein eigens verfasstes Gedicht des Hofpoeten Andrew Motion vor, und sogar das Wetter schloss sich der Nostalgiewelle an: Es regnete - genauso wie vor 60 Jahren.

Der Erzbischof von Canterbury lobte denn auch die 81-jährige Elizabeth und den 86 Jahre alten Philip als modellhaftes Paar für eine Nation von Seitenspringern und Scheidungsopfern "in einer Zeit von Wegwerfbeziehungen". Nicht dass der Geistliche bei einem Blick in die Reihen der anderen Royals viel Auswahl gehabt hätte: die meisten Mitglieder der königlichen Familie können auf bewegte eheliche und außereheliche Verhältnisse zurückblicken. Da ist es schon bemerkenswert, dass Philip und Elizabeth an derselben Stelle für ein Foto posierten wie am Tag der Hochzeit. Scharfäugige Beobachter wollen sogar erkannt haben, dass sich die beiden dabei heute ebenso verliebt anblickten wie einst.

Mit Sicherheit waren es Gegensätze, welche die junge Prinzessin und den schneidigen Marine-Offizier damals anzogen. Hier die im goldenen Käfig aufgewachsene und in ein Korsett der Pflicht gezwängte künftige Königin, da der zuweilen ungehobelte Freigeist mit Hang zu derben Scherzen. Schabernack treibt Philip noch immer - zur ungebrochenen Freude seiner Frau: Ob er ihr zum Frühstück ein künstliches Gebiss auf den Teller legt oder quietschende Plastiksemmeln, Elizabeth amüsiert sich noch immer so königlich wie am ersten Tag. Sie konnte sich das Lachen auch nicht verkneifen, als der junge Leutnant Mountbatten seinem künftigen Schwiegervater, König Georg VI., auf dessen schottischem Landsitz Balmoral im Kilt entgegentrat. Philip hasste es, den Schottenrock anlegen zu müssen, und sann auf Rache. Als er in den Raum trat, tänzelte er auf den Monarchen zu, lüpfte die Rocksäume und machte einen tiefen Knicks. Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürften dem König Zweifel an der Wahl seiner Tochter gekommen sein.

Kein Ko-Regent

Doch da war es schon zu spät: Die Öffentlichkeit wusste, dass Philip und Elizabeth ein Paar waren, ein Zurück war nicht mehr möglich. "Arme Lillibeth", bedauerte Prinzessin Margaret ihre ältere Schwester, "du hast nichts alleine für dich, noch nicht einmal deine Liebesgeschichten." Dennoch glauben Kenner des Paares zu wissen, dass es - zumindest am Anfang - eine Liebesheirat war. Im Laufe der langen Ehejahre freilich mussten die beiden Arrangements treffen, in denen man sowohl die Würde des Thrones als auch die Eskapaden des Prinzgemahls unterbringen konnte. Denn Philip war - so behaupten es hartnäckige Gerüchte - nie ein Kostverächter, wenn es um Frauen ging. Sein Glück war, dass für Elizabeth letzten Endes Loyalität mehr zählte als eheliche Treue.

Dennoch waren es wohl Philips Seitensprünge, welche die Königin veranlassten, ihrem Mann zwei Dinge zu verweigern, die er sich mehr als alles andere gewünscht hatte: Sie machte ihn, anders als Königin Victoria ihren Prinzen Albert, nicht zum Ko-Regenten; und sie setzte durch, dass ihre Kinder ihren Familiennamen Windsor tragen und nicht Mountbatten heißen. Die Brüskierung traf Philip tief: "Ich bin der einzige Mann in diesem Land, der seinen Kindern nicht seinen Namen geben darf", klagte er.

Philip und Elizabeth sind nicht nur ein altes, sie sind auch ein altmodisches Ehepaar. "Manchmal schreit er die Königin an, so wie er jeden anschreit", verriet ein Freund. "Aber ihr scheint das nichts auszumachen. Sie scheint zu glauben, dass sich Ehemänner nun mal so benehmen." Im Gegenzug verbietet sie ihrem Mann schon mal mit einem knappen "Shut up" den Mund, wenn er Dummheiten verbreitet. Doch meistens gehen sie sich aus dem Weg: "Ihre Partnerschaft beruht auf Trennung", hat der Autor A.N. Wilson bemerkt. "Sie führen nicht das, was man eine glückliche Ehe nennen würde."

© SZ vom 20.11.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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