Carla Bruni-Sarkozy:Eine skandalträchtige Beichte

Lesezeit: 3 min

In einem langen Interview äußert sich Carla Bruni-Sarkozy freimütig zu ihrem neuen Leben als Ehefrau des französischen Präsidenten - und wird nun wegen eines Nazi-Vergleichs heftig attackiert.

Gerd Kröncke

Seit dem ersten Februarsonntag sind sie nun schon verheiratet - Carla Bruni und Nicolas, ein Paar wie aus einem Roman, von dem man noch nicht weiß, ob es ein Rührstück oder was Dramatisches wird.

Als Model in der Werbung ist Carla Bruni das Blitzlichtgewitter gewiss. Als Präsidentengattin auch - doch das stört sie. (Foto: Foto: Lancia)

Der Präsident hält sich neuerdings mit privaten Äußerungen und Demonstrationen seines Seelenlebens zurück, aber Carla Bruni-Sarkozy hat sich erstmals in einem ausführlichen Interview zu Wort gemeldet. Die junge Frau hat sich, offenbar über viele Stunden, dem Chef des politischen Magazins L'Express offenbart. Der Versuch, mit einer Beichte die Herzen der Franzosen zu erobern, ist nur teilweise geglückt.

Gefragt nach jener von einem Magazin veröffentlichten angeblichen SMS, die Sarkozy kurz vor der Hochzeit noch an Cécilia geschickt haben soll ("Wenn Du zurückkommst, sage ich alles ab"), sagt die neue Frau Sarkozy, ihr Mann tue recht daran, gegen dieses "neue Mittel der Desinformation" juristisch vorzugehen. Wenn das Internet schon während des Krieges existiert hätte, "wäre es dann zur Denunzierung von Juden benutzt worden?"

Der Nouvel Observateur, der den SMS-Text veröffentlicht hatte, reagierte empört: Von "einen grauenhaften, absolut unglaublichen und pathetischen Vergleich" sprach Chefredakteur Michel Labro, "man spielt nicht mit derartigen Behauptungen". Vergebens bemühte sich die neue Frau Sarkozy, ihre Anwürfe abzuschwächen, sie sei zu weit gegangen, räumte sie ein. "Wenn ich dadurch jemanden verletzt habe, tut es mir sehr leid." Aber der Journalist Labro will sich nicht versöhnen lassen: "Dieser Vergleich hätte niemals gesagt und veröffentlicht werden dürfen".

"Ich bin 40 Jahre alt und normal"

Durch diese Passage verliert das Interview viel von seiner geplanten Wirkung. Dabei wollte sich Carla Bruni-Sarkozy ganz menschlich geben und sogar eigene Fehler einräumen: dass sie es im Dezember im ägyptischen Petra zuließ, wie ihr Sohn auf den Schultern seines neuen Stiefvaters Hunderten von Fotografen ausgeliefert war, dass sie ihm zugerufen habe, die Hände vors Gesicht zu halten. Das Bild, das um die Welt ging, sei "schockierend, gewalttätig, obszön, eine Schande für mich als Mutter". Dabei habe Nicolas Sarkozy den Kleinen, der nach langem Fußmarsch nicht mehr laufen wollte, auf die Schultern genommen.

Was die Leser sonst in dem Interview erfahren, ist weniger spektakulär. Sie war ein verwöhntes Kind und ist nun eine verwöhnte Frau von vierzig Jahren. Sie ist Tochter aus reichem Hause und ist doch stolz darauf, seit sie achtzehn war, für ihren Lebensunterhalt gearbeitet zu haben. Sie war, was man eine Femme fatale nennt, jedenfalls in der öffentlichen Wahrnehmung. Aber sie sei entsetzt gewesen, sagt sie, über all die Porträts in den Medien, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hätten.

Sie versichert den Franzosen: "Ich bin 40 Jahre alt, ich bin normal, ernsthaft, einfach, selbst wenn ich privilegiert bin. Ich bin ehrlich, ich bin die Mutter eines kleinen Jungen, ich schreibe Chansons und bin die Frau ihres Präsidenten". Carla Bruni, der von Mick Jagger über Eric Clapton bis Sean Connery viele Männer zugetraut wurden, will nur noch den einen. Sie wird, sagt sie, première dame sein, so lange Sarkozy Präsident ist. Und seine Frau bis zum Tode. "Ich weiß wohl, dass das Leben Überraschungen bereit hält, aber das ist, was ich mir wünsche".

Sie hatte vorher nie geheiratet, nicht einmal den Vater ihres sechsjährigen Sohnes. Der italienischen Kultur verbunden, würde sie sich nur ungern scheiden lassen. Das klingt nicht kategorisch, aber ehrlich. Ihren italienischen Pass wird sie wechseln, "aber ich werde meine Identität nicht aufgeben".

Carla Sarkozy nennt das Präsidentenappartement im Elysée "humain", sie mag den Park und dass man mitten in Paris ist, am Triumphbogen. Ihr Mann ist gern in ihrem Haus im vornehmen 16. Arrondissement, so wechselt man nach Laune zwischen zwei Herbergen von größtem Luxus.

Sie habe nicht gezögert, als der Staatschef um ihre Hand anhielt. "Man hat gesagt, das sei alles zu schnell gegangen. Das ist falsch. Zwischen Nicolas und mir ging es nicht schnell, sondern sofort". Damit nicht wieder von "Zur-Schau-Stellung" geredet werde, hätten sie hinter verschlossenen Türen geheiratet. "Meine Hochzeitsreise dauerte zwanzig Minuten im Park von Versailles".

Nicolas, ihr Mann, brauche wenigstens ein Minimum von normalen Leben, dafür wolle sie sorgen, sagt sie und hat Eigenschaften ausgemacht, die anderen für immer verborgen bleiben: "Er ist tolerant, bereit zu verlieren, sich zu irren und es auch zuzugeben". Carla Bruni wird die Arbeit an ihrem jüngsten Album noch beenden und dann keine CD mehr machen.

Ihr Leben hat sich schon jetzt geändert, aber sie sagt sich nicht los von vergangenen Eskapaden. "Je ne regrette rien", zitiert sie die große Edith Piaf, "ich bereue nichts". Die Piaf hatte eine große Stimme und war meist unglücklich. Beides lässt sich von Carla Bruni nicht sagen. Was das Zusammenleben mit Sarkozy angeht und ihre Rolle als Erste Dame, endet das Interview bescheiden: "Ich werde mein Bestes tun".

© SZ vom 14.2.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: