Allergie:Pollenjagd mit System

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Allergiker haben es schwer, wenn der Frühling kommt. Ein neues Vorhersagesystem soll ihnen nun helfen.

Robert Lücke

Allergiker bemerken es als Erste, wenn der Frühling kommt. Schon seit Ende Januar blühen Erle und Hasel. Doch wann genau welche Pollen in welcher Konzentration unterwegs sind, ist bislang schwierig vorherzusagen.

Allergikern wäre mit einer genaueren Vorhersage sehr geholfen. (Foto: Foto: dpa)

Die Prognosen sind unzuverlässig - zum Leidwesen der Allergiker, für die die Warnungen häufig zu spät kommen, um rechtzeitig Medikamente einnehmen zu können. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT) in Sankt Augustin haben nun zusammen mit Forschern des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin in Hannover Geräte entwickelt, die genauere Pollenflug-Vorhersagen erlauben. Der Deutsche Wetterdienst hat bereits 15 der neuartigen Messstationen bestellt.

Dabei handelt es sich um etwa kühlschrankgroße Kästen, die Luft aus der Umgebung ansaugen. Im Inneren wird die Luft von Verschmutzungen gereinigt und fließt dann über eine gelbeschichtete Glasplatte, auf der die Pollen kleben bleiben.

Als nächstes werden sie mikroskopiert und aus 70 verschiedenen Blickwinkeln fotografiert, um dreidimensionale Bilder zu bekommen. "Dabei richtet die Kamera ihren Fokus unterschiedlich aus und zoomt mal auf dieses, mal auf jenes Detail", sagt Alexander Deeg vom FIT in Sankt Augustin.

95 Prozent Treffsicherheit

So entstehen komplexe Schichtaufnahmen. Ähnliche Verfahren hat das FIT schon für medizinische Analysen und minimalinvasive chirurgische Eingriffe entwickelt. Ein Computer in der Messstation hat Bilder der gängigen Pollenarten gespeichert, vergleicht diese mit den aktuell erstellten Aufnahmen und erkennt so, um welche Arten es sich handelt. Die Treffsicherheit liegt nach Angaben des FIT bei 95 Prozent.

Bislang wird der Pollenflug auf recht altertümliche und umständliche Weise gemessen. An 45 über ganz Deutschland verteilten Standorten sind so genannte Burkard-Fallen aufgestellt. Bei dieser Methode strömt Umgebungsluft auf eine Art Klebeband, an dem die Pollen haften bleiben. Das Ansaugvolumen der Apparatur entspricht etwa dem menschlichen Atemvolumen von zehn Litern pro Minute.

Unter dem Mikroskop zählen und bestimmen Labormitarbeiter die Pollen und erstellen eine Strichliste. Aus diesen Aufzeichnungen wird die Situation für die folgenden Tage vorhergesagt. "Das ist schwierig, dauert Stunden und ist oft fehlerhaft, weil sich die unterschiedlichen Pollen häufig sehr ähnlich sehen", sagt Deeg.

Bei der vollautomatischen Methode liegt das Ergebnis innerhalb von ein bis zwei Stunden vor. Es wird elektronisch an den Wetterdienst weitergeleitet. Wenn es mithilfe der neuen Technik gelingt, die Pollenflug-Prognosen ebenso zu verbessern, wie in den vergangenen Jahren die Wettervorhersage, wäre das für Allergiker ein enormer Fortschritt.

© SZ vom 10.03.2009/bilu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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