Adoption und Prominente:Der Madonna-Effekt

Als Madonna 2006 ihren Sohn David in Malawi adoptierte, verkaufte sie das der Öffentlichkeit sowohl in Afrika als auch im Westen als große Wohltätigkeit am Kind. Eine Studie belegt jetzt das Gegenteil.

Shihning Chou, Psychologin an der University of Liverpool, erklärt die negativen Folgen, die Adoptionen armer Kinder haben können:

Madonna 2006: mit Tochter Lourdes, Sohn Rocco und dem 13 Monate alten David Banda, den sie adoptieren wollte. Mittlerweile sucht sie in Indien neues Babyglück. (Foto: Foto: AP)

"Das Wort Madonna-Effekt richtet sich gar nicht gegen Madonna als Person. Sondern gegen ihre Argumentation, die viele Adoptiveltern teilen: Sich ein armes Kind in die reiche Heimat zu holen, gilt als zeitgemäß und als Wohltat, mit der man dem Kind und dessen Herkunftsland hilft.

Bei einer aktuellen Studie in 25 Ländern haben wir aber herausgefunden, dass durch die große Nachfrage in armen Staaten oft so ein Druck entsteht, dass Kinder zur Adoption freigegeben werden, die gar keine Waisen sind: Nur vier Prozent von ihnen haben keine Eltern mehr!

Dass so etwas passieren kann, liegt aber nicht nur am Druck der Adoptionsagenturen auf die Familien. Viele Väter und Mütter geben ihre Kinder weg, weil sie glauben, es wäre für sie das Beste, im reichen Westen aufzuwachsen - genau das propagiert ja der Madonna-Effekt."

© SZ vom 10.4.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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