Zum Tod von Ibrahim Ferrer:Das Ende des Chan Chan

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Bekannt in aller Welt wurde der kubanische Sänger durch den Film "Buena Vista Social Club". Nach einer einmonatigen Europa-Tournee starb Ferrer nun in Havanna.

Der Musiker starb am Samstag im Alter von 78 Jahren in einer Klinik der kubanischen Hauptstadt Havanna, wie seine Frau Caridad Díaz mitteilte. Erst vor wenigen Tagen war er von einer einmonatigen Europatournee nach Kuba zurückgekehrt.

Die obligatorische Schiebermütze und stets ein Lächeln im Gesicht: Ibrahim Ferrer. (Foto: Foto: rtr)

In seiner Heimat war Ferrer seit einem halben Jahrhundert bekannt. Zum Weltstar wurde er erst im hohen Alter, als er zusammen mit anderen kubanischen Musiker-Legenden das Album "Buena Vista Social Club" aufnahm und der deutsche Regisseur Wim Wenders die Geschichte der Band im gleichnamigen Dokumentarfilm in die Kinos brachte.

"Ibrahim war ein bewundernswerter Mensch, nicht nur als Musiker, sondern auch als Vater und Ehemann", sagte Ferrers Frau. "Er hat seine Tournee mit viel Mut zu Ende gebracht." Geboren 1927 nahe der ostkubanischen Stadt Santiago, wurde Ferrer mit 12 Jahren zum Vollwaisen und schlug sich sich mit Gelegenheitsjobs durch, unter anderem als Zeitungsverkäufer oder Schuhputzer.

Daneben aber ging er immer seiner Leidenschaft für die Musik nach. Mit dem damals berühmten Orquesta Chepin-Choven hatte er 1955 einen ersten Hit, der ihm jedoch nicht zugeschrieben wurde. Auch in der Formation, der er sich danach anschloss, stand er im Schatten der Bandkollegen.

Nachdem es dann lange Zeit still um den Sänger gewesen war, brachte er in den 80er Jahren ein Album mit den Afro-Cuban All Stars heraus, bei denen auch sein Freund Rubén González mitspielte, der im Dezember vor zwei Jahren starb.

Company Segundo, der Jahre vor seiner "Club"-Zeit als Teil des Duos Los Compadres die kubanische Musikszene bereicherte, starb im Juli 2003 im Alter von 95 Jahren an den Folgen eines Nierenleidens.

Verterter des Son

Ferrer gehörte zu den Musikern, die Ry Cooder 1996 zum Buena Vista Social Club zusammenführte. Die Band brachte die so genannte Son-Musik - eine Mischung aus Salsa, Blues, Bolero sowie klassischen kubanischen Rhythmen wie Danzón, Guajira, Tumbao, Criolla - zur Blüte, die weltweit immer mehr Fans fand. Nicht zuletzt gewann die Band wegen ihres hohen Durchschnittsalters - der Jüngste, Eliades Ochoa, wurde 1946 geboren - bei allen Altersgruppen große Sympathien.

Ferrer war neben der Sängerin Omara Portuondo und Ochoa die tragende Stimme des Ensembles. Ihr Song "Chan Chan" ist mittlerweile ein Synonym für kubanische Musik geworden.

Mitte der 90er Jahre dann versammelte der US-Gitarrist Ry Cooder Ferrer und kubanische Musiker-Legenden wie Compay Segundo und Ruben Gonzales noch einmal und nahm mit ihnen das Album "Buena Vista Social Club" auf.

Zwei Jahre später drehte Wim Wenders den gleichnamigen Dokumentarfilm, der zum Welterfolg wurde. Ferrer und seine Freunde wurden danach zu Konzerten in die ganze Welt eingeladen, die CD zum Film verkaufte sich mehr als vier Millionen Mal.

Ferrer nahm anschließend zwei Solo-Alben auf. Sein Leben im unerwarteten Ruhm nannte er einen Traum voller "bewegender Begegnungen". Als schönsten Tag seines Lebens bezeichnete er jenen, an dem er im Jahr 2001 von Kubas Staatschef Fidel Castro empfangen wurde.

In den vergangenen Jahren erklang Ferrers sanfte Stimme auf den berühmten Bühnen der Welt, in New York, London, Tokio oder Paris. In den Wochen vor seiner Einlieferung in das Krankenhaus mit Verdacht auf eine Magen-Darm-Erkrankung, hatte der Sänger noch in Frankreich, Spanien, Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz auf der Bühne gestanden.

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