Zum Tod von Artie Shaw:Der "King of Swing" verabschiedet sich

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Der US-Jazzklarinettist, Big-Band-Leader und Komponist starb im Alter von 94 Jahren in Los Angeles.

Wie der Manager seines Orchesters, Bill Curtis, mitteilte, erlag er am Donnerstag in seinem Haus nahe Los Angeles einer längeren Krankheit.

"Artie wird Musikern immer als der beste Klarinettist, der jemals lebte, in Erinnerung bleiben", sagte Curtis. Shaws bekanntester Hit war "Begin the Beguine". Die 1938 ursprünglich als "B-Seite" einer Platte aufgenommene Komposition von Cole Porter verkaufte sich millionenmal und trug dazu bei, dass Shaw seinen Klarinettisten-Kollegen Benny Goodman als "King of Swing" entthronte.

Der im Mai 1910 geborene Shaw wuchs in Connecticut auf und machte sich schon in frühen Jahren einen Namen als Saxophonist und Klarinettist. Ein spektakuläres Konzert im Jahr 1936, bei dem sein ein Jahr zuvor von ihm komponiertes "Interlude in B-flat" für Streichquartett und vier Jazzinstrumente zur Aufführung gelangte, machte ihn auf einen Schlag berühmt.

Begin the Beguine

Wenig später engagierte Shaw als erster weißer Band-Leader schwarze Musiker als ständige Mitglieder seines Orchesters - unter ihnen die bis dahin wenig bekannte Bluessängerin Billie Holiday. Nach dem Durchbruch mit "Begin the Beguine" Ende der 30er Jahre verdiente das Artie Shaw Orchestra die damals astronomische Summe von 60.000 Dollar in der Woche.

Kurz vor dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg galt Shaw als Ikone des Swing. Das US-Magazin Time schrieb damals, für viele Deutsche bedeuteten die USA vor allem "Wolkenkratzer, (der Filmschauspieler) Clark Gable und Artie Shaw". Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor im Dezember 1941, der zum Kriegseintritt der USA gegen die Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg führte, heuerte Shaw bei der US-Marine im Pazifik an.

18 Monate lang gab er Konzerte auf Kriegsschiffen, Flugzeugträgern und in Marinestützpunkten.

1954 hatte Shaw seinen letzten öffentlichen Auftritt als Bandleader. Er lebte anschließend in Spanien, bevor er 1960 in die USA zurückehrte, und arbeitete unter anderem als Filmproduzent, Komponist und Schriftsteller. Bereits Anfang der 50er Jahre war sein zum Teil autobiografischer Roman "The Trouble with Cinderella" erschienen.

Shaw war insgesamt acht Mal verheiratet, unter anderem mit den Filmschauspielerinnen Ava Gardner, Lana Turner und Evelyn Keyes. Dieses Jahr wurde er mit einem Grammy Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet, am 7. Januar sollte er in Kalifornien den Jazz Masters Award erhalten.

Als er vor einigen Jahren gefragt wurde, was er sich als Nachruf für einen Eintrag im "Who's Who in America" vorstellen könnte, schlug Shaw vor: "Aus dem ihm vorliegenden Material machte er das Beste, was er konnte".

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