Werk der Wahl:Planet des Affen

Lesezeit: 1 min

Christa Castringius ist fasziniert von Franz Marcs Gemälde "Der Mandrill"

Protokoll: Susanne Hermanski

Wenn ich hier in der Pinakothek der Moderne vor dem Bild stehe, kommt es mir vor, als sei es schon erheblich eingedüstert. Ich habe es in sehr viel leuchtender in Erinnerung. Dieses Gemälde "Der Mandrill" von Franz Marc kennen viele Menschen nur von Kunstdrucken. Ich habe es in den fünfziger Jahren zum ersten Mal gesehen und war sofort tief beeindruckt. Denn ich hatte den Vergleich zum lebenden Objekt, zum echten, überaus lebhaften Tier.

So einen Mandrill hatte ich davor schon einmal gesehen, im Zoologischen Garten in Berlin. So nah an einen Mandrill heranzukommen, war sehr ungewöhnlich, denn diese Affen lebten und leben so gut wie nie in Gefangenschaft. Sie sind auch wahrlich keine Kuscheltiere. Der Blick des Affen war sehr aggressiv und ungeheuer wild. Ich war, offen gestanden, ganz froh, dass eine Glasscheibe zwischen ihm und mir war. Und ich denke mir bis heute: Was hat der liebe Gott denn da in seinen Farbtopf getaucht? Denn es gibt kaum ein anderes Tier in der Natur, das so bunt schillert. In gewisser Weise ist es also nur logisch, dass sich ein Maler den Mandrill zum Gegenstand nimmt. Auch wenn man sonst nicht recht warm wird mit diesem Wesen.

Bei Franz Marc spielen die Farben ohnehin eine ausgeprägte Rolle. Blau steht bei ihm für das Männliche, Starke, Wissende. Gelb bedeutet bei Marc das Weibliche - überraschenderweise nicht die Farbe Rot. Zudem kennen wir viele andere Darstellungen Marcs von Tieren. Er versucht, über sie die Welt zu ergründen. Und auf dem Wege erkundet er ihre Seelen.

Sein Gemälde vom Mandrill-Affen verkörpert für mich die geballte und die gebannte Aggression.

1 / 2
(Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlung)

Christa Castringius hat mit ihrem Mann Rudolf die Castringius Kliniken in Planegg 40 Jahre lang überaus erfolgreich geführt. Nach dem Unfalltod ihres Mannes bei dem Absturz eines Flugzeugs, das er selbst gesteuert hatte - Christa Castringius war zu diesem Zeitpunkt selbst 70 Jahre alt - stand sie vor der Frage, wie sie mit dem Nachlass und Vermögen der Familie weiter verfahren will. Sie entschloss sich zu einer umfassenden Neuordnung und der Gründung der "Dr. Rudolf und Christa Castringius Kinder & Jugend Stiftung München". Damit möchte die Ärztin und vierfache Mutter vor allem Kindern aus armen Verhältnissen gute Bildungschancen, "auch auf musikalischem Gebiet", ermöglichen. Foto: oh

2 / 2
(Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlung)

Auch in der Natur ist der Mandrill eine erstaunlich farbige Erscheinung. Eigentlich nur logisch, dass sich irgendwann Franz Marc mit ihm beschäftigte. Bild: Bay. Staatsgemäldesammlung

Wie in seinem expressionistischen Stil üblich, zerlegt Marc dazu die Hauptfigur und spaltet Sie in Ihre Umgebung hinein auf. Wie er es dabei schafft, diese Kraft des Tieres auf die Leinwand zu übertragen, das fasziniert mich bis heute.

Pinakothek der Moderne, Ständige Sammlungspräsentation, Barer Straße 40, täglich außer Mo 10 -18 , Do 10 - 20 Uhr, jeden Mittwoch "Allianz Tag", freier Eintritt

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: