Weltpremiere des neuen Bond-Films:"Casino Royale" für die Royals

Lesezeit: 3 min

Der neue 007-Darsteller Daniel Craig wurde zunächst verspottet, doch jetzt schwärmen die Kritiker vom "besten Bond seit Sean Connery". Bei der Weltpremiere in London war das Gedränge groß - selbst die Queen war amused.

Der blonde Bond ist da: Umjubelt von Hunderten Fans hat Daniel Craig als neuer Geheimagent 007 in London den Film "Casino Royale" präsentiert. Zur Weltpremiere des neuen James-Bond-Films kam der 38-Jährige stilvoll im Smoking und mit der Eleganz eines wahren Topspions Ihrer Majestät.

Diese wiederum ließ sich die Premiere nicht entgehen: Im Publikum am Leicester Square wurde auch Queen Elizabeth II. erspäht, der ein besonderes Faible für den königlichen Spion nachgesagt wird. Aus Anlass der Filmpremiere gab es sogar einen Bruch mit der altehrwürdigen Tradition: Beim Wachwechsel vor dem königlichen Buckingham-Palast spielte die Musikgruppe der Scots Guards die James-Bond-Filmmusik. Das Nobelkaufhaus "Harrods" schmückte all seine 72 Fenster mit dem Bond-Thema.

Auch Stars wie Elton John, Beyonce Knowles oder Sting zählten zu den Zuschauern. In Deutschland können sich Kinobesucher ab kommender Woche selbst ein Bild machen, zur Premiere am 21. November hat sich auch Craig angesagt.

Schon Stunden vor der Premiere harrten die Fans im Regen vor dem Kino aus, um einen Blick auf Craig, den inzwischen sechsten James-Bond-Darsteller, zu erhaschen. Als im vergangenen Jahr bekannt gegeben wurde, dass der dunkelblonde Brite der nächste Bond sein würde, hagelte es noch Kritik von Seiten vieler Fans. Er sei zu blond, zu schroff, zu unscheinbar, um den gewandten Topspion spielen zu können, hieß es.

Auf der Anti-Craig-Website danielcraigisnotbond.com wurde gar zu einem Boykott des Films aufgerufen. Befürworter Craigs schlugen mit einer eigenen Seite zurück: danielcraigisbond.com.

Mittlerweile wird der Schauspieler von einigen Filmfachleuten bereits als bester Bond seit Sean Connery gepriesen, der in "Dr. No" 1962 erstmals den Geheimagenten 007 verkörperte. Craigs Debüt gibt der Bond-Serie, von der viele glaubten, sie habe ihre besten Zeiten hinter sich, das gewisse Prickeln zurück.

Zurück zu den Wurzeln

"Mit "Casino Royale" haben wir nicht nur einen neuen Bond, wir haben auch eine neue Herangehensweise an das Genre", sagt James Chapman, Autor eines Buchs über die Kulturgeschichte der Filmreihe.

"Der Film ist revisionistisch. Er geht auf die Wurzeln der Figur Bonds zurück." Schon 1967 gab es eine Kino-Parodie von "Casino Royale" mit Peter Sellers in der Hauptrolle, diese Produktion zählt jedoch nicht als offizieller James-Bond-Film.

Begleitet wurde der Nachfolger von Pierce Brosnan in der 007-Rolle von seiner attraktiven amerikanischen Freundin, der 29-jährigen Filmproduzentin Satsaki Mitchell. Auf Fragen von Reportern, wie er seine Bond-Darbietung im Vergleich zu seinen fünf Vorgängern sieht, sagte Craig: "Diesen Vergleich anzustellen, ist nicht meine Sache."

Rauer und direkter

Das 21. Abenteuer des Agenten 007 ist nun eines der wenigen, in dem der Tüftler Q oder die scharfsinnige Sekretärin Miss Moneypenny nicht auftauchen. Nach Aussage der Produzenten präsentiert der Film einen kantigeren, raueren und direkteren Bond. Auf die Frage, ob er seinen Martini geschüttelt oder gerührt bevorzugt, antwortet er: "Sehe ich so aus, als scherte ich mich darum?"

Die ersten Minuten des zweieinhalbstündigen Films sind in schwarz-weiß gedreht und zeigen, wie James Bond seine "Lizenz zum Töten" einst erhielt. "Wir fangen ganz am Anfang von James Bonds Karriere an, als er noch relativ grob ist", sagte Craig zuvor in Interviews. "Er ist ein Eigenbrötler und lässt sich nicht gerne mit Leuten ein."

Dann wird er kurzzeitig ein bisschen sanfter: Im neuen Film beginnt Bond sogar zum ersten Mal seit "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" aus dem Jahr 1969 eine ernsthafte Beziehung mit einer Frau - die allerdings trotzdem nicht von langer Dauer ist. Vesper Lynd wird von der französischen Schauspielerin Eva Green gespielt.

Nach den Vorabkritiken zu urteilen, können viele frühere Skeptiker dem neuen Bond etwas abgewinnen. Die Kritikerin der Times äußerte sich sehr angetan von Craigs Sexappeal. Und Peter Bradshaw vom Guardian pries Craigs "mühelose Präsenz und tödliche Gefahr". Der 38-Jährige sei "ein fantastischer Bond, und all diese Meckerer und Neinsager da draußen in der Blogosphäre sollten sich schämen", schrieb er.

"Casino Royale" war das erste James-Bond-Buch, das Ian Fleming, der Schöpfer des Agenten, schrieb - die 007-Filmemacher erhielten aber erst im Jahr 2000 die Rechte an der Geschichte. Der in Großbritannien, Tschechien, auf den Bahamas und in Italien gedrehte Film erhält auch durch Schauspieler aus aller Welt ein internationales Flair.

Für den nächsten Bond-Film hat Craig den Vertrag bereits unterschrieben. Er soll im November 2008 in die Kinos kommen. Die Serie hat bislang weltweit rund vier Milliarden Dollar (3,1 Milliarden Euro) eingespielt.

© dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: