Welche Musik hören Außerirdische?:Das Jazzshuttle

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Im Literaturhaus in München stellte der Bayerische Rundfunk die zehnte Space Night-CD vor. Es ist das erste Mal, dass die coolen Chill-Out-Fahrten durch den Orbit nun von Klängen begleitet werden, die dafür eigens komponiert wurden.

Von Fritz Niemann

Jeder der zwölf Titel ist nach einem Sternenbild benannt, die der 26-jährige Berliner Trompeter Nils Wülker in der Suchmaschine google gefunden und den Stücken dann "rein phonetisch passend" zugeordnet hat. Passt dann auch schon.

Durch den Abend im Literaturhaus, das eigentlich unpassend für die Präsentation eines Hörwerks (CD), das bewegte Bilder (Fernsehen) untermalt, gewählt wurde, führte Report-München-Moderator Andreas Bönte, der allen Gästen versicherte, dass er verschnupft, aber gut gelaunt sei - ganz gleich, ob sie es hören wollten oder auch nicht.

Die musikalischen Darbietungen der Jazzcombo wurden nur unwesentlich durch einen Vortrag des unvermeidlichen "Kultprofessors" Harald Lesch gestört, der damit anscheinend unter Beweis stellen wollte, dass Physiker bei den Naturwissenschaften bleiben und sich nicht im komischen Fach versuchen sollten.

Sphärisch und schwebend

Die Musik zum Fernsehbild selber ist dann aber definitiv nicht vom anderen Stern, dennoch sind die Klänge der fünf Musiker elegant sphärisch und schwebend verhaucht.

Der warme Sound von Wülkers Trompete wird von den Mitmusikern hervorragend begleitet und die visuelle Reise durchs All erfährt eine durchaus angenehme akustische Untermalung. Da fällt einfach nichts ins schwarze Loch.

Wülkers Wunsch, "dass die Musik verschiedene Ebenen aufweist, so dass sich auch jemand dafür begeistern kann, der nichts mit Jazz am Hut hat", kann entsprechend als erfüllt betrachtet werden. Im Umkehrschluss leider auch, dass Jazzliebhaber den Klangteppich u.U. belanglos finden könnten.

Die Kompositionen des in Bonn geborenen Wülker sind sehr melodisch und eingängig. "Die Musik sollte atmosphärisch zur Space Night passen. Die Bilder wurden aber erst im Nachhinein dazu geschnitten", erklärt er.

Seine Combo besteht neben dem Leader an Trompete und Flügelhorn aus Jan von Klewitz am Sopran- und Altsaxophon, Lars Duppler am Klavier und Fender Rhodes, Dietmar Fuhr am Bass und Jens Dohle am Schlagzeug.

Ob sich auch Außerirdische für den Sound der Nils Wülker Group begeistern können, wird die Zukunft zeigen. Der Testmarkt allerdings ist irdisch. Ab dem 3. November laufen die neuen Folgen der Space Night im Bayerischen Rundfunk, die CD ist seit dem 27. Oktober im Handel.

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