Weihnachtsgeschichte:Komischer Vogel

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Juli Zeh erzählt in ihrer Christkind­geschichte, wie die Kinder erleben, dass das Christkind nicht kommt. Ob das etwas mit dem seltsamen verletzten Vogel zu tun hat, den der Vater in der Vogelschutz­warte versorgt? Bald haben sie Gewissheit.

Von Hilde Elisabeth Menzel

Es gibt so viele Weihnachtsgeschichten, dass man sich fragt, ob Juli Zeh wohl noch etwas Neues zu diesem Thema eingefallen ist. Und ja, es ist ihr, zusammen mit der Illustratorin Lena Hesse, sogar ein besonders schönes und originelles Weihnachtsmärchen gelungen!

Im Mittelpunkt stehen die Zwillinge Lena und Josh, die noch fest daran glauben, dass das Christkind den Weihnachtsbaum schmückt und die Geschenke bringt. Um sie abzulenken macht der Vater, ein Ornithologe, am Heiligen Abend mit den Kindern einen Spaziergang zu seiner Vogelschutzwarte, wo er einen Vogel versorgt, den er mit verletztem Flügel in der Heide gefunden hat. Es ist ein seltsames Exemplar, "groß wie ein Albatros oder ein Höckerschwan oder eine Riesentrappe", und die Kinder nennen es "Trappatros". Als sie zurückkommen, steht die Mutter mit dem Glöckchen vor dem Weihnachtszimmer, und sie stimmen sich mit einem Weihnachtslied auf die Bescherung ein. Doch was für ein Schock! Keine Geschenke, kein geschmückter Baum, nichts, was auf Weihnachten hindeutet!

Könnte der verletzte "Vogel" mit dem Ausbleiben von Weihnachten zu tun haben? Ein Rundruf unter ihren Freunden bestätigt den Verdacht der Zwillinge: Auch bei ihnen ist Weihnachten ausgefallen! Gemeinsam bringen die Kinder den verletzten "Vogel" in ihr Geheimversteck, wo er sich tatsächlich als das Christkind herausstellt. Mit Plätzchen und Weihnachtsliedern versuchen sie, sein Vertrauen zu gewinnen, doch erst als sie ihm einen Wunschzettel hinlegen, ist es in seinem Element. Endlich kann die Bescherung stattfinden, und alle sind glücklich.

Doch nun müssen sie dafür sorgen, dass das Christkind wieder fliegen kann. Josh hat die rettende Idee. Bennys Trampolin! Wie sie es schaffen, das Trampolin mitten in der Nacht zum Stall zu rollen, erzählt Juli Zeh herrlich komisch, und Lena Hesse hat die nächtliche Szene auf einer Doppelseite großartig ins Bild gesetzt. Auf dem Trampolin springt das Christkind nun solange, bis der Flügel wieder heil ist. Als es dann davonfliegt, sind die Kinder sehr traurig, doch das Christkind hat noch eine Überraschung für sie zurückgelassen. (ab 8 Jahre und zum Vorlesen)

Juli Zeh : Alle Jahre wieder. Mit Illustrationen von Lena Hesse. Carlsen Verlag, Hamburg 2020. 76 Seiten, 12 Euro.

© SZ vom 24.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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