Wagner-Oper:Reines Theater

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Die fröhlichen Rheintöchter in ihrem textilen Element. (Foto: Enrico Nawrath)

Jetzt auf DVD: der Bayreuther "Ring" für Kinder

Von Egbert Tholl, Bayreuth

Der ganze "Ring" dauert hier zwei Stunden, und eigentlich vermisst man kaum etwas. Gut, es ist für Kinder, deswegen wird zum Beispiel der Wälsungen Brunst nicht ausgespielt. Aber musikalisch ist alles drin, vom Es-Dur-Wellengang des "Rheingolds" bis zum Trauermarsch der "Götterdämmerung". Diese dauert hier 26 Minuten - normalerweise ist schon das Nornen-Vorspiel länger.

Im Sommer machten die Bayreuther Festspiele in Zusammenarbeit mit diversen Institutionen ihren "Ring des Nibelungen " für Kinder, jetzt gibt es ihn auf DVD (BF Medien). Die Fassung stammt von Katharina Wagner und Markus Latsch, die musikalische Kompakt-Fassung von Marko Zdralek, Regie führte David Merz und Azis Sadikovic dirigiert das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt/Oder. Das Ganze macht ungeheuer viel Spaß. Dialogpassagen beschleunigen die Handlung und räumen jeden Zweifel ob des Geschehens aus, die Sängerinnen und Sänger fühlen sich bei ihrer Aufgabe, sowohl ohne Abstriche sehr überzeugend zu singen als auch als Schauspieler zu agieren pudelwohl. Sängen sie nicht alle so gut, man könnte die Aufnahme auch als Anleitung begreifen, den "Ring" zu Hause nachzuspielen. Schnell ein paar fantasievolle Kostüme gebastelt, und schon könnte es losgehen. Mythos wird in reines Spiel umgewandelt. Und die Kinder im Publikum helfen, wo es Not tut: Sie entdecken Alberich als Kröte, warnen und feuern an.

Als Vermittlung von großer Oper funktioniert dieses Projekt fabelhaft gut, weil alle Beteiligten den Stoff sehr ernst nehmen, ihn aber achtsam vom Sockel großer, entrückter Kunst herunterholen. Allein die drei Rheintöchter sind eine Schau, Simone Schröders Fricka, Armin Kolarcyks Alberich - man müsste fast alle Solisten aufzählen. Als Bühnenbild (Julius Theodor Semmelmann) reichen ein Jugendstil-verziertes Tor, ein bisschen Licht und viele Ideen zwischen Zirkus, Märchen und Hotzenplotz. Ein Vergnügen.

© SZ vom 10.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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