Vorschlag-Hammer:Zwei große Italiener

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Eben wurde das Eataly auf 4600 Quadratmetern in der Schrannenhalle eröffnet. Und seit vergangenem Donnerstag hat auch der Hauptbahnhof eine Osteria

Von Franz Kotteder

Was die kulinarische Grundversorgung angeht, sieht es ja gar nicht so schlecht aus zwischen München und Italien. Nicht nur, dass wir bisher schon um die 500 italienische Lokale hatten. Neuerdings gibt es auch noch das mit großem Pomp eröffnete Eataly auf 4600 Quadratmetern in der Schrannenhalle. Und seit vergangenem Donnerstag hat auch der Hauptbahnhof eine Osteria, genauer gesagt: "L'Osteria" - die mittlerweile vierte ihrer Art in der Stadt.

Beim Eataly sieht es derzeit so aus, als ob damit endlich ein funktionierendes Konzept für die Schrannenhalle gefunden worden wäre. Die Halle ist voll, die Gastro-Stände werden gut angenommen. Das kann natürlich am Reiz des Neuen liegen und an der Vorweihnachtszeit; viele kommen ja, weil sie für die bucklige Verwandtschaft noch dringend einen staubtrockenen Pannettone brauchen oder eine Packung origineller Nudeln. Der wahre Test fürs Eataly kommt im Januar, wenn die Normalität einkehrt. "Normal" im Münchner Sinne geht man sowieso schon mit dem Laden um, denn nach anfänglicher Begeisterung finden sich mittlerweile erste Grantler, denen das Angebot mal zu viel Pasta, mal zu wenig Schinken enthält oder die stört, dass man sich die Getränke woanders holen muss als die Beilagen, dass die Schlangen vor den Kassen zu lang sind, weil die italienischen Mädels dort noch mit dem deutschen Kassensystem überfordert sind und so weiter. Alles in bester Ordnung also und so, wie wir Münchner das brauchen.

Durchaus ein Gewinn nicht nur für den Betreiber ist auch das neue L'Osteria im Hauptbahnhof. Karlheinz Reindl, Chef der Rubenbauer-Bahnhofsgastronomie, feierte in dieser Woche gleich zwei Eröffnungen: Schließlich hat er auch den Donisl am Marienplatz übernommen. Im Hauptbahnhof aber ist er Franchise-Partner von Friedemann Findeis, der das L'Osteria-Konzept 1999 zusammen mit Klaus Rader in Nürnberg erfunden hat. Mittlerweile gibt es 54 Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die fünfte Münchner Dependance eröffnet im März 2016 im ehemaligen Rossini in der Elisabethstraße. L'Osteria, das sind Standardgerichte der italienischen Küche, die jeder kennt, in sehr ordentlicher Qualität und zu zivilen Preisen. Geradezu symbolhaft dafür steht die wagenradgroße Pizza, die für zwei reicht. Es gibt sie in 27 Varianten zwischen 7,50 und 11,50 Euro, außerdem gibt es zwölf Pastagerichte sowie Salate und Antipasti. Solide Systemgastronomie also, die in dem für 1,5 Millionen Euro umgebauten, bahnhofshallenartigen Saal des früheren Mogndratzerls eine große Bühne bekommen hat. Auch die Atmo hat was von einer Bahnhofshalle, aber das ist durchaus erwünscht, wie Findeis mit entwaffnender Ehrlichkeit zugibt. L'Osteria sei etwas für die, die nachher noch was vorhaben, zum Beispiel ins Kino gehen, und weniger was für den romantischen Abend zu zweit. Der ja meist auch weniger einbringt, zumindest nicht für den Wirt, dem der schnelle Wechsel lieber ist. Schön, dass da jetzt keine Missverständnisse mehr aufkommen können (Arnulfstraße 1, täglich 11-24 Uhr).

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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