Der November ist ein angenehmer Monat. Jedenfalls für Menschen, die sich außerhalb Münchens bewegen. In allen Orten, in denen sich das restliche Jahr über Touristen tummeln, ist es derzeit herrlich ruhig. Diese wahrlich stille Zeit nutzen zwar viele Lokale für eine Vorweihnachtspause, aber Museen und Galerien kennen so etwas nicht. Von daher ist die Gelegenheit günstig, wenigstens einige der vielen sehenswerten Ausstellungen zu besuchen.
Zum Beispiel Fährfrau und Baumhaus in der Galerie Josephski-Neukum in Issing. "Fährfrau" - so hat der Bildhauer Klaus Hack eines seiner kantigen Mischwesen genannt, fragile und trotzdem geerdete hölzerne Geschöpfe. Das "Baumhaus" dagegen findet sich im Werk von Ulrike Hogrebe, eine Malerin, die sich souverän zwischen Figuration und Abstraktion bewegt und mit Farbflächen - übereinander, nebeneinander oder verschachtelt - Stimmungen schafft, in die hinein sie zu Linien verdichtete Figuren oder Tiere komponiert. So war es jedenfalls bisher. Vielleicht zeigen die beiden dieses Mal aber auch etwas ganz anderes. Sehenswert dürfte die Ausstellung im ehemaligen Pfarrhaus auf jeden Fall sein (Sa., So., 26.11. bis 17.12. sowie 6./7.1., 14 bis 19 Uhr, Galerie Josephski-Neukum, Issing).
Oder wie wäre es mit einem Ausflug nach Cham in die Städtische Galerie Cordonhaus? Dort ist die letzte große Werkserie Hans Baschangs zu sehen. Baschang, der Meister der Linie, ist im Juni 2017 gestorben; die rund 25 großformatigen Kohlezeichnungen entstanden vorwiegend in den vergangenen zwei Jahren, teilweise für diese Ausstellung, die Anjalie Chaubal, Leiterin des Museums, noch in Zusammenarbeit mit Baschang und dessen ehemaligen Studenten, dem Passauer Künstler Karl Schleinkofer, geplant hat. Letzterer beherrscht die Setzung von Linien ähnlich gekonnt wie sein Lehrer (26.11. bis 21.1., Städtische Galerie Cordonhaus in Cham).
Wer die Reise in die Oberpfalz scheut, kann auch in die Akademie der Schönen Künste gehen und dort die Zeichenkunst Baschangs studieren, hier im sicher anregenden Dialog mit den Bildern Heino Naujoks (bis 17. 12,. Mi. bis So. 11 bis 16 Uhr). Empfehlenswert wäre auch eine Fahrt nach Freising in die Galerie 13 zu Bodo Rotts Hortus Convulsus. Der gebürtige Ingolstädter kreiert in seinen Bildern "verdrehte" Gärten mit einer üppigen floralen Ornamentik (bis 23. 12., Galerie 13 in Freising).
Falls Sie übrigens auch noch nie im Kunsthaus Kaufbeuren waren, wäre jetzt eine gute Gelegenheit, um das Haus und den Maler Karl Kunz (1905 bis 1971) kennenzulernen. In der Nazizeit als entartet gebrandmarkt, wurde der künstlerische Individualist, der in seinen Werken Gegenständliches und Abstraktes gleichrangig behandelte, auch in der Folgezeit gern übersehen. Zu Unrecht, wie diese Ausstellung zeigt (Karl Kunz. Einzelgänger der Moderne, bis 3.12., Kunsthaus in Kaufbeuren).