Familienstand? Staatsangehörigkeit? Mutter? Vater? Labo Agen fragt. Labo Agen ist offenbar der Name eines der vielen Formulare, die Flüchtlinge ausfüllen müssen, wenn sie Länder wie Deutschland erreichen. Auch als Deutscher kennt man ja ähnliche Formulare, in denen etwa nach dem Familienstand gefragt wird. Ledig, verheiratet, geschieden, verwitwet sind da wohl die möglichen Antworten. Verliebt kommt nicht vor. Was soll nun eine Syrerin antworten, die nach Jahren der Flucht völlig verdattert, verstört, traumatisiert hier ankommt, in ihrer Heimat eine Art Scheinehe nach muslimischen Recht eingegangen ist, den Typen längst verlassen hat und mit einer neuen, unverheirateten Liebe im Herzen diese Frage gestellt kriegt?
Mögliche, ganz freie Antworten hat vor zwei Jahren der Publizist Gernot Wolfram entworfen. Labo Agen - Bist du Künstler oder Terrorist kam vor zwei Jahren beim Internationalen Literaturfestival Berlin heraus und hat nun seine Münchner Premiere im Hofspielhaus. Damals schon mit dabei war die Opernsängerin Cornelia Lanz, Gründerin des Vereins "Zuflucht Kultur", der unter anderem hinter der Produktion von Mozarts "Zaide" steht, die Albert Ginthör Anfang dieses Jahres nach München holte. Ginthör, Geiger am Gärtnerplatz, spielt nun auch mit, außerdem singen die syrischen Schwestern Wisa und Walaa Kanaieh, beide brillante Botschafterinnen für Integration, Frauenrechte und kulturellen Austausch. Und: Ahmad Shakib Pouya singt und spielt Harmonium, Pouya, den ein Engagement der Schauburg aus Afghanistan zurückholte.
Sie singen und spielen Lieder aus Schuberts "Winterreise", auf Persisch, Arabisch und Deutsch, Brahms' Gutenachtlied, arabische Lieder, und Christiane Brammer beantwortet den Fragebogen mit Menschlichkeit (10. Juni, 20 und 22.30 Uhr).