Vorschlag-Hammer:Stachelig bleiben

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Wahrhaftigkeit und spitzbübische Freude am Anecken sind seit jeher feinste Zutaten für nahrhafte Kulturspeisen - so wie bei den Hip-Hoppern von "Dicht & Ergreifend"

Von Bernhard Blöchl

Neulich floh ich mal wieder nach Oberaudorf. Ich mag das Wohlfühlnest im bayerischen Inntal, es ist ein Kraftort für Großstadtgeschädigte wie mich. Dort gibt es kernige Wirtschaften, ein kaiserliches Panorama und das Sportgeschäft von Bastian Schweinsteigers Eltern. Der wesentliche Grund für meinen Besuch waren jedoch die Musikfilmtage, die sich seit acht Jahren in der überregionalen Kulturlandschaft festsetzen, als wohl einziges Filmfestival ohne Kino. Ein Arrangement der Gemütlichkeit im Vergleich zum Gewusel beim Münchner Filmfest. Da tanzten die Glühwürmchen zur Janis-Joplin-Doku beim Open-Air im Kurpark, und auch das Kloster Reisach wurde beflimmert. Beim Frühschoppen im Gasthaus Waller kam es zu einem interessanten Künstlergespräch. Der Chiemgauer Regisseur Hans Steinbichler ("Hierankl") und der ewige Musikfreak Georg Ringsgwandl unterhielten sich über Schaffensprozesse und die Energie des ersten Wurfs, darüber, wie Kunst entstehen kann und wie man die Angst vorm Scheitern in Motivation umwandelt. Steinbichler fand hübsche Worte für das, worum es Kreativen allzeit gehen sollte, er sprach von der "Schwierigkeit, stachelig zu bleiben".

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