Vorschlag-Hammer:Spiel, Satz und Sieg

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Frauen verdienen weniger als Männer. Wie man diesem Misstand abhelfen kann, darüber diskutierte ich neulich auch im Freundeskreis

Kolumne von Evelyn Vogel

Kürzlich entbrannte im Freundeskreis wieder eine Diskussion über die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern. Anlass war ein Artikel in der SZ, aus dem hervorging, dass nur wenige Frauen sich trauen nachzufragen, was der Kollege, der den gleichen Job macht, denn verdient. Die Wendungen über Trauen, Zutrauen und Vertrauen, die das Gespräch nahm, kann ich hier in aller Kürze gar nicht darstellen. Aber ein Punkt war, dass Frauen oft zu bescheiden in Gehaltsverhandlungen gehen und deshalb ewig dem Einstiegsgehalt der Männer hinterherhecheln. "Ihr müsst höher pokern", war die Meinung der Männer. Und ich erinnerte mich an eine Veranstaltung wenige Tage zuvor, in dem es unter anderem auch darum ging.

Es war der Ladies Art Lunch auf Herrenchiemsee. Ein von der Kunsthistorikern Sonja Lechner vor drei Jahren initiiertes Format, bei dem Frauen in Führungspositionen bei einem Mittagessen zum Netzwerken eingeladen sind. Geradezu emanzipatorisch-kämpferisch redete Lechner den Frauen ins Gewissen. Denn dass Frauen in Deutschland im Schnitt immer noch 21 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen, liege auch daran, dass Frauen sich nicht trauen würden, mit angemessenen Gehaltsforderungen aufzutrumpfen. "Wenn wir Frauen nichts verlangen, werden wir auch nichts bekommen." So ihr Fazit. Gekrönt werden die Ladies-Art-Lunch-Treffen alljährlich mit einer Führung durch eine aktuelle Ausstellung. Da passte es gut, dass gleichzeitig die neue Königsklasse auf Schloss Herrenchiemsee eröffnet wurde. Und zwar von der neuen Kunstministerin Marion Kiechle. Nicht nur in ihrem bisherigen Beruf als Medizinerin, auch als Politikerin hätte sie sicher einiges über ungleiche Bezahlung weiblicher und männlicher Führungskräfte sagen können. Konnte sie aber nicht. Sie musste ja die Königsklasse eröffnen.

Nicht Geld, sondern Gotteslohn erhielten die Salesianerinnen in Kloster Beuerberg, so lange sie dort lebten. Mittlerweile ist das Kloster aufgelassen und die Kunst eingezogen, die aktuelle Ausstellung heißt Das Spiel beginnt. Da trumpft das Diözesanmuseum Freising mächtig auf. Pokern muss man nicht.

© SZ vom 30.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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