Vorschlag-Hammer:Schöne Bescherung

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Ich habe mir fest vorgenommen, den Marathon bis zur Bescherung am Heiligen Abend nicht mitzumachen. Nein, dieses Jahr will ich die Advents- und Weihnachtszeit in vollen Zügen genießen

Von Evelyn Vogel

Jetzt droht sie wieder, die "stade Zeit". Über die man reimen könnte: Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier - dann steht der Herzkasper vor der Tür. Aber ich habe mir fest vorgenommen, diesen Marathon bis zur Bescherung nicht mitzumachen. Zumal ich dieses Jahr nicht erst kurz vor Weihnachten aus einem späten Herbsturlaub heimkehre und dann allem hinterher hechle. Nein, dieses Jahr will ich die Advents- und Weihnachtszeit in vollen Zügen genießen, trotz Einladungs- und Eröffnungsmarathon - dem schon am Mittwochabend wieder einiges zum Opfer fiel. Aber eine wunderbare Einstimmung erhielt ich bei einer Veranstaltung, die ich erstmals zur Kenntnis nahm: das traditionelle Adventskranzbasteln im Bayerischen Hof. Ich gebe zu, meine Skepsis war groß. Und unberechtigt. Es hat irre viel Spaß gemacht, neben der ehemaligen Kunstministerin Marion Kiechle Tannenzweige zu winden.

Aber zunächst will ich mich auf ein paar Locations abseits des Mainstreams konzentrieren. Der Metropol Kunstraum des Sammlers Markus Michalke in der Georgenstraße 42 ist so eine. Nicht nur, weil die ehemalige Tanke mit dem herrlichen Trompetenvordach einen ganz eigenen Charme hat. Noch bis 25. Januar sind dort unter dem Titel Blinky Palermo - Drucksachen Kataloge, Plakate und Einladungskarten zu sehen, die zum Künstler und zu seinen Ausstellungen entstanden sind, und die der Sammler Rüdiger Maaß in jahrelanger Passion zusammengetragen hat (Besuch nach Vereinbarung unter Telefon 59 55 76). Von Palermo ist es nicht weit zu seinem Buddy Imi Knoebel: Der Sammler Harald Spengler vom Verein Kunstparterre richtet in der Nördlichen Auffahrtsallee 29 kleine, feine Ausstellungen aus. Bis 10. Februar sind dort Werke von Knoebel aus den Siebzigerjahren zu sehen (donnerstags 14-18 Uhr). Dass eine normale Galerie sich auf ein Pop-Up-Experiment einlässt, hat mich überrascht. Filser & Gräf haben es gewagt und sind kürzlich in die Neuturmstraße 2 ins Fina-Parkhaus gezogen, wo in voraussichtlich zwei Jahren die Abrissbirne ausholt, um Platz für den Erweiterungsbau des Mandarin Oriental Hotels zu schaffen. Die aktuelle Galerie-Schau haben elf Künstler unter dem Titel New Space gestaltet.

Doch das Jahr kann nicht zu Ende gehen ohne einen Blick auf die ausstehenden großen Ausstellungen. Gerade frisch eröffnet hat der Design-Diskurs der Neuen Sammlung Politics of Design. Design of Politics von Friedrich von Borries in der Pinakothek der Moderne (bis Herbst nächsten Jahres), ebenso die große Ausstellung Land-Scope - Von Roni Horn bis Thomas Ruff mit zeitgenössischer Fotografie aus der Sammlung der DZ-Bank im Stadtmuseum (bis März). Der Blockbuster zum Jahresende kommt aus dem Hause Brandhorst: Ins Museum an der Theresienstraße zieht Alex Katz mit seinen Lieblingsfrauenporträts zu Nikolaus ein und bleibt bis Ostern. Schöne Bescherung.

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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