Vorschlag-Hammer:Schöne Bescherung

Lesezeit: 2 min

Da viele Menschen an Weihnachten zu einer gewissen Traurigkeit neigen, ist es doch gleich besser, sich diese vorsetzen und dabei auch gleich überwinden zu lassen, dann hat man nämlich den Rest der Zeit das Gemüt frei für eine Freude. Ich hätte da eine Empfehlung

Kolumne Von Egbert Tholl

Bereits im vergangenen Jahr konnte man zur etwa selben Zeit die beste aller möglichen Weihnachtsfeiern ankündigen. In diesem Jahr wiederholt sie sich, mehrfach, und für einen Termin gibt es sogar noch Karten, weil der eben erst, nun ja, wie soll man sagen, geweiht wurde. Am 23. Dezember präsentieren um 15 Uhr Liesl Weapon und Andi Bittl ihre Weihnachtsgschicht in der Komödie im Bayerischen Hof, also nicht in einem der vielen Wirtshäuser, in denen sie im Laufe des Dezembers auftreten, sondern tatsächlich in einem Theater. Der Vorteil des Termins ist auch, dass man danach noch in die Philharmonie im Gasteig gehen und sich dort Bachs Weihnachtsoratorium unter Enoch zu Guttenberg anhören kann. Mithin hat man beides beieinander, das Erhabene und den Rausch.

Hier fügen wir einen kleinen Exkurs ein, weil der liebe Kollege Harald Eggebrecht mich bat, auf das Konzert von Valentin Radutiu am Sonntag, 17. Dezember, im Herkulessaal hinzuweisen. Radutiu spielt dort um 17 Uhr Cello, unter anderem die Hälfte des Soloparts aus Donizettis Konzert für Violine, Violoncello und Orchester. Die andere Hälfte übernimmt Alexander Janiczek, der nebenher auch das Württembergische Kammerorchester Heilbronn leitet. Wenn der Harald sagt, man möge darauf hinweisen, dann verspricht das etwas Schönes zu werden, denn der Harald kennt sich aus, besonders dann, wenn einer Geige oder Cello oder etwas Ähnliches spielt.

Doch zurück zur eingangs erwähnten Veranstaltung, die unter dem Motto steht: "Ein Programm wie Weihnachten selbst: bsinnlich, bseelt und bsuffa." Als ich damals selbst die "Weihnachtsgschicht" besuchte, stellte ich fest, dass diese Lesung des Dickens-Romans, durchsetzt von Gstanzln, Wirtshausliedern und überhaupt Musik keineswegs nur forcierter Blödsinn mit bairischer Anleitung zum Bierkonsum ist, sondern eben auch die Geschichte selbst, durchzogen von Goldfäden feiner Traurigkeit. Da viele Menschen an Weihnachten zu einer gewissen Traurigkeit neigen, ist es doch besser, sich diese vorsetzen und dabei auch gleich überwinden zu lassen, dann hat man nämlich den Rest der Zeit das Gemüt frei für eine Freude. Diese liefern dann Liesl Weapon und Andi Bittl auch gleich mit, wie die beiden einem ohnehin alles Erdenkliche erzählen könnten, man hätte seinen Spaß dabei. Noch besser freilich ist dann tatsächlich, mit ihnen ein Bier zu trinken, aber das nur dann, wenn man nicht zu Guttenberg ginge, was aber auch wieder schad wäre. Denn wie der Bayer weiß: ohne Guttenberg keine Bescherung.

© SZ vom 16.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: