Vorschlag-Hammer:Leidenschaftlich heilig

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Eine Ausstellung im Museum Fürstenfeldbruck zeigt Heiligenfiguren und Gemälde, die August Aumiller zusammengetragen hat

Von Sabine Reithmaier

Heilige haben Künstler zu allen Zeiten fasziniert. Sicher auch deshalb, weil sich mit deren Darstellung gut Geld verdienen ließ und die Nachfrage nach tugendhaften Viten lange Zeit unverändert groß blieb. Die Leidenschaft für Heilige thematisiert gerade eine sehenswerte Ausstellung im Museum Fürstenfeldbruck. Eigentlich macht sich das Haus damit selbst ein Geburtstagsgeschenk. Denn das in der ehemaligen Brauerei des Klosters Fürstenfeld gelegene Museum feiert gerade 25-jähriges Bestehen.

Genau genommen zeugt die Schau auch von der Leidenschaft eines einzigen Sammlers. Zusammengetragen hat all die Heiligenskulpturen und Gemälde nämlich August Aumiller (1868 bis 1929). Der ehemalige Hofkaplan der königlichen Landhofkirche lebte in einer großen Wohnung im Konventbau des ehemaligen Zisterzienserklosters. Er sammelte nicht nur alles, was einmal zu dessen Ausstattung gezählt hatte, sondern kümmerte sich auch um Werke, die durch die zahlreichen Klosterauflösungen heimatlos geworden waren. Als er starb, hinterließ er 2000 sakrale Kunstwerke. Eigentlich hatte er die Sammlung den Bruckern vermacht. Da die Stadt aber das als Museum vorgesehene Haus anders verwendete, fiel das Erbe der Erzdiözese München-Freising zu. Nun ist ein Teil der Heiligen aus dem Diözesanmuseum Freising kurzzeitig zurückkehrt.

Die Ausstellung begnügt sich übrigens nicht damit, die Heiligen einfach nach Kunstepochen zu ordnen, sondern sie setzt thematische Schwerpunkte. So erörtert sie dezidiert den Begriff des Märtyrers oder analysiert in der "Legitimierten Sinnlichkeit", in welchen Zeiten Frauen verstärkt als Heilige auftauchten (bis 24. September, Fürstenfeld 6, Fürstenfeldbruck).

Das Museum ist gerade mal fünf Jahre älter als die Landpartie, eine Arbeitsgemeinschaft, der das Brucker Haus angehört. Gegründet wurde der Verbund von neun Museen in Dachau, Freising, Fürstenfeldbruck, Ismaning, Starnberg und Schöngeising 1996 mit dem Ziel, die kunstverwöhnten Münchner zu Ausflügen in die kleinen, hochkarätigen Sammlungen rund um ihre Stadt zu bewegen. Die Palette reicht von kulturhistorischen Fragestellungen bis hin zu Kunstausstellungen. Natürlich darf nicht jedes Museum mitmachen, die Aufnahmekriterien sind streng: Das Haus muss im S-Bahn-Bereich liegen, einen hauptamtlichen Leiter und regelmäßige Öffnungszeiten bieten.

Vor zwei Wochen ist nun das Museum Erding in den illustren Kreis aufgenommen worden. Zwar hat es die Landpartie noch nicht geschafft, das neue Mitglied auf der Internetseite ( www.landpartie-museen-muenchen.de) zu verewigen. Aber immerhin gibt es bereits eine Aktion, die Erding verstärkt ins Rampenlicht rücken soll. Wer bis 5. März eines der Landpartie-Häuser besucht, zahlt in einem zweiten Museum keinen Eintritt - allerdings muss eines davon Erding sein.

© SZ vom 30.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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