Vorschlag-Hammer:Kunst geht auf die Straße

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Der Münchner Gewerkschaftschor erinnert an den Schriftsteller Jura Soyfer, und in Regensburg sollen Zuhörer Sternenluft schnuppern

Von Sabine Reithmaier

Jura Soyfer ist heute nur noch wenigen Menschen ein Begriff. Und das obwohl seine Texte in 50 Sprachen übersetzt wurden und sich Helmut Qualtinger und Peter Turrini regelmäßig in Lesungen bemühten, dem österreichischen Autor die verdiente Popularität zu sichern. Nur 26 Jahre alt war Jura Soyfer, als er - Jude, Kommunist und Schriftsteller - am 16. Februar 1939 im KZ-Buchenwald an Typhus starb.

Neunzehnjährig veröffentlicht er seine ersten Verse in der Wiener Arbeiter-Zeitung. In der kurzen Zeitspanne, die ihm bis zu seinem Tod blieb, schreibt er 150 Gedichte, zahlreiche Reportagen, Essays sowie fünf Theaterstücke und das Romanfragment "So starb eine Partei", eine Abrechnung mit der Sozialdemokratie. Als er am 13. März 1938, einen Tag nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich, versucht, auf Skiern in die Schweiz zu flüchten, wird er - nicht zum ersten Mal - verhaftet. Er kommt ins KZ Dachau. Dort schreibt er das berühmte, von Herbert Zipper vertonte Dachaulied, wandelt das zynische Motto "Arbeit macht frei" über dem Lagereingang in ein Bekenntnis der Menschenwürde um. Der Geburtstag dieses politischen Dichters jährt sich am 8. Dezember zum 104. Mal. Es ist schon schön, dass der Münchner Gewerkschaftschor Quergesang & Roter Wecker das Datum nutzt, um Soyfer musikalisch und literarisch zu würdigen (Donnerstag, 8. Dezember, 19.30 Uhr, Kulturzentrum 2411, Blodigstraße 4, Eintritt frei).

Eine gute Idee ist es auch, in Regensburg einen Straßenmusikerwettbewerb zu veranstalten, obwohl der Titel Sternschnuppe(r)nnacht genauso wenig überzeugend klingt wie die Begründung des Veranstalters, die Zuhörer würden Zeugen davon werden, wie bayerische Straßenmusiker nach "Sternenluft" schnuppern. Wollen sie das überhaupt? Immerhin müssen weder Musiker noch Publikum frieren, denn die Veranstaltung findet nicht auf der Straße statt, sondern auf der Bühne im Antoniushaus. Sechs Bands aus München, Landshut, Würzburg, Regensburg sind eingeladen, in den Kategorien "Bester Coversong" und "Bester eigener Song" gegeneinander anzutreten. Mit dabei auch der Sieger des Vorjahrs, die A-cappella-Band B'n'T, die den Abend eröffnet (2. Regensburger Straßenmusikerwettbewerb, 10. Dezember, 20 Uhr, Antoniushaus, Mühlweg 13).

© SZ vom 06.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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