Vorschlag-Hammer:König oder Popanz

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Er hat es zwar nicht zum Präsidenten gebracht, kulturhistorisch aber noch viel weiter, nämlich zum King: Elvis Presley. So ziemlich alles in Rock und Pop ist ja noch von ihm durchdrungen, nicht nur amerikanische Musiker wie Steve Fister, Jon Bellion sowie die Metal-Bands "Korn" und "Hundreth", die in den nächsten Tagen in München zu Gast sein werden

Von Michael Zirnstein

Aus den USA bringe ich frohe Kunde mit: Donald Trump macht es nicht mehr lange. Mit wem ich mich auch unterhielt im Staate Tennessee, in dem 61 Prozent der Wähler für den Orange-Häutigen gestimmt hatten, meinten doch alle, der Präsident werde in spätestens einem Jahr nicht mehr in Amt und (Un-)Würden sein. Weil er entweder von seinen Parteifreunden gestürzt wird, einem Attentat zum Opfer fällt oder ganz einfach die Lust verliert. Fragt sich, womit sich Künstler oder Journalisten in der Leere danach beschäftigen werden.

Sicherlich wird es etliche Geschichten zu einem geben, der es zwar nicht zum Präsidenten gebracht hat, kulturhistorisch aber noch viel weiter, zum King: Elvis Presley. So ziemlich alles in Rock und Pop ist ja noch von ihm durchdrungen, nicht nur amerikanische Musiker von Steve Fister (29. März, Garage deluxe) über Jon Bellion, der an Rihannas Hit "Monster" mitgeschrieben hat (29. März, Muffathalle) bis zu den Metal-Bands Korn (4. April, Zenith) und Hundreth (5. April, Backstage).

Um Elvis ging es auch bei meiner Reise nach Memphis. Fans feiern am 16. August zum 40. Mal seinen Todestag. Es ist mir ein Rätsel, warum sie den mehr feiern als seinen Geburtstag. Der Besuch auf Presleys Landsitz Graceland, der jetzt ein hässliches Besucherzentrum für 120 Millionen Dollar bekommen hat, konnte mir das auch nicht erklären. Aber die Besichtigung baute mir eine Brücke zu einem anderen Popanz: Ein ausgebautes Landhaus, vollgestopft mit Kunst und Kitsch - nichts anderes ist auch das sogenannte "Schloss" Linderhof von King Ludwig II.

Die USA und Bayern, zwei Länder der unbegrenzten Möglichkeiten. Nun hat zwar hier noch keiner versucht, Büsten von Goppel, Strauss, Streibl und Stoiber in den Jochberg zu sprengen wie drüben die Köpfe am Mount Rushmore. Aber zwei hiesige Künstler haben doch auch herrlich spinnerte Ideen umgesetzt: Thomas Huber und Wolfgang Eichner alias Gaeg zogen per Hand ein rotes Boot über die Alpen zur Biennale nach Venedig, sie erzeugten mit Windrädern am Rücken auf Island Strom, mit dem sie in Deutschland ihre Expeditions-Wäsche wuschen, oder sie ließen eine Riesenbank auf der Ostsee treiben, die jetzt samt Möwenschiss nebst anderen Bildern, Videos und Werken in der Galerie Lovaas zu sehen ist (Fürstenstraße 6). Dort steht auch ein Vier-Meter-Kugelschreiber, mit dem die beiden in den USA einen 18 000 Quadratkilometer großen Kunst-Freistaat, den "State of The Art", als Kreide-Rechteck in die Prärie einzeichnen wollen. Von langer Hand geplant, müssen sie das Schelmenstück jetzt nach der Trump-Wahl noch programmatisch anpassen. Schnell, schnell, viel Zeit ist nicht mehr.

© SZ vom 29.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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