Vorschlag-Hammer:Frische Luft in der Oberpfalz

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Als Wilhelm Koch vor zwölfeinhalb Jahren das Luftmuseum in Amberg gegründet hat, hielten viele die Idee des Künstlers noch eher für eine Luftnummer. Das hat sich entschieden geändert. Mittlerweile wirbt sogar das Amberger Stadtmarketing mit dem Museum

Kolumne von Sabine Reithmaier

Wilhelm Koch vertritt ja gelegentlich die Ansicht, die Münchner wüssten nicht, wo die Oberpfalz ist und noch weniger, wo Amberg liegt. Wenn er ganz besonders viel Werbung für sein Luftmuseum machen will, provoziert er noch ein bisschen mehr und behauptet, in Oberbayern hätte es sich auch noch nicht rumgesprochen, dass die Leute in der Oberpfalz nicht mehr auf den Bäumen wohnen. Aber wahrscheinlich ist es wirklich ziemlich schwierig, Münchner nach Amberg zu locken, obwohl sie nirgendwo sonst in ein Luftmuseum gehen können.

Koch hat es vor zwölfeinhalb Jahren gegründet. Vermutlich hielten da viele die Idee des Künstlers noch eher für eine Luftnummer. Das hat sich entschieden geändert. Nachdem er 2009 Amberg zum Luftkunstort erklärt und dies mit einem modifizierten Ortsschild vor dem Museum kundgetan hatte, übernahm sogar das Stadtmarketing den Begriff und wirbt seither damit. 2017 hat die Stadt dem Museumsgründer, der wie alle Mitarbeiter des Haues ehrenamtlich arbeitet, sogar ihren Kulturpreis verliehen. Laudator Toni Schmid, ehemaliger Ministerialdirigent im Bayerischen Kunstministerium, verortete Koch irgendwo zwischen Marcel Duchamp und Karl Valentin. Duchamp würde auf jeden Fall gut in die Dauerausstellung der Einrichtung passen, schließlich füllte er 1919 Pariser Luft in einen Glasflakon und nannte es kurzerhand "Air de Paris".

Im Moment läuft im Museum gerade die 100. Sonderausstellung - die anderen über Drachen, Heißluftmotoren, Wolkenengel, Luftbesamung, Windsbräute, Archive des Nichts, Denkblasen, Löcher, Luftschlösser und die Grenzen des Luftballons haben wir bereits versäumt. Jetzt in Habitat erforscht der Fotograf und Grafikdesigner Tom Hegen vom Menschen geprägte Lebensräume mittels Luftfotografie. Seine Aufnahmen zeigen aus ungewohnter Perspektive, wie sehr wir auf die Landschaft einwirken und welche Dimensionen die Eingriffe inzwischen angenommen haben. (bis 21. April, Luftmuseum, Eichenforstgäßchen 12, Amberg).

Alles andere als heiße Luft produziert Miro Gavran, der meistgespielte, zeitgenössische kroatische Dramatiker, auch der meistübersetzte, und zugleich der einzige europäische Autor, dem zu Lebzeiten ein eigenes, regelmäßig stattfindendes Festival außerhalb seines Heimatlandes gewidmet worden ist. Dieses Mal findet es in Augsburg statt, weil Miro Gavran beim Vorjahresfestival in Prag so begeistert war von der Produktion "Die Puppe" in der Inszenierung von Sebastian Seidel, mit der das Augsburger Sensemble-Theater dort als einziger deutscher Beitrag eingeladen war. "Die Puppe" wird beim 9. Gavran-Fest auch wieder gespielt, aber daneben gibt es Inszenierungen aus München - das Theater Undsofort gibt "Pontius Pilatus" nach einem Roman Gavrans - Wien und Zagreb sowie diverse Gesprächsrunden mit dem Autor (1. bis 3. Februar, Sensemble-Theater, Bergmühlstraße 34, Augsburg).

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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