Vorschlag-Hammer:Fragen zum Sex

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Heute mal etwas zum Körperlichen. Denn das kommt schließlich oft zu kurz in unserer durchgeistigten - naja, oder schreiben wir doch lieber: digitalen Welt. Schmuck zum Beispiel, der wird zumeist so eng am Körper getragen, dass man meinen könnte, er habe damit auch etwas zu tun

Von Susanne Hermanski

Heute mal etwas zum Körperlichen. Denn das kommt oft zu kurz in unserer durchgeistigten - naja, oder schreiben wir doch lieber: digitalen Welt. Schmuck zum Beispiel, der wird zumeist so eng am Körper getragen, dass man meinen könnte, er habe damit auch etwas zu tun. Doch Geschmeide, die sich anschmiegen würden an Hals, Arm oder Hände, sind Thomas Gentille weitgehend fremd. Körper haben sie trotzdem, doch eher im geometrischen Sinne. Die vielen Kuben, die er hoch kunstvoll aus wenig wertvollem Material geschaffen hat, sind in der deutlichen Mehrzahl Broschen. Selten hat er auch mal Armreifen kreiert. Doch selbst die kann man - sind sie ohne ein Nebenobjekt zum Größenvergleich fotografiert - ohne weiteres für etwas anderes, Architektonisches halten. Die Broschen jedenfalls wirken oft wie Miniaturen von modernen Gebäuden, wie Mies-van-der-Rohe-Villen im Modellformat. Immer aber sind sie aufwendige Kleinskulpturen.

Zu sehen sind die Arbeiten Thomas Gentilles, der heute 80 Jahre alt ist und als einer der Mitbegründer des Autorenschmucks in den USA gilt, in der Rotunde der Pinakothek der Moderne (bis 5. Juni). Alle sind in Vitrinen liegend präsentiert. Anders - also dass sie jemals eine Frau an ihrem kurvigen Körper getragen haben könnte - kann man sich seine Schmuckstücke auch kaum vorstellen.

Und was machen die Architekten, wenn die Juweliere aus Kunststoff, Sägemehl und Seidenfäden Architektur machen? Experimente! Die Gelegenheit dazu, bietet ihnen eine neue Reihe in der Galerie im ehemaligen Hochbunker an der Ungererstraße 158. Dort, im BNKR, ist noch bis zum 28. Juli eine Ausstellung zu sehen, die von der stetigen Veränderung lebt. Denn die Wiener Architekten Peter Fattiger und Veronika Orso haben den gesamten Boden der Galerie mit einer Art großer Holzbauklötze ausgelegt, die der Besucher nun nach Belieben neu zusammenstellen kann. Gleich bei der Eröffnung gab es so einen Betstuhl, einen Thron und einen Iglu nebst allerlei Abstraktem zu bestaunen - und wieder genüsslich zu dekonstruieren.

Körperliches - beim ersten Satz dieser Kolumne mag dem Leser da aber doch etwas anderes in den Sinn gekommen sein. Deshalb will ich auch dieses Versprechen wenigstens ein bisschen einlösen und einen sehr amüsanten Besuch im Werkstattkino vorschlagen: Dort läuft "Is There Sex After Death?" in der Spätvorstellung (6. und 7. März, 22.30 Uhr). Der Film und seine Art der Gretchenfrage stammen zwar bereits aus dem Jahr 1971, aber die Art, wie sein Protagonist Dr. Harrison Rogers vom "Bureau of Sexological Investigation" durch die USA fährt und vom Passanten bis zum Präsidenten allen die irrwitzigsten Fragen zum Thema Geschlechtsverkehr stellt, ist sehr komisch. Regisseur Alan Abels und seine Frau Jeanne gelten nicht ohne Grund als amerikanische Variante von Monty Python: "Mr. Nixon, is it possible to have sex in the White House?"

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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