Vorschlag-Hammer:Festival-Hopping

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Das seit jeher beschworene kulturelle August-Sommerloch entwickelt sich speziell für Jazzmusiker und -freunde mehr und mehr zum arbeitsintensiven Tourmonat

Von Oliver Hochkeppel

Heuer mache ich mal keinen Urlaub. Also nicht im üblichen Sinne, so mit Sack und Pack auf die Insel, an den Strand, ins Hotel. Ich mache stattdessen Festival-Hopping. Das seit jeher beschworene kulturelle August-Sommerloch - das im übrigen auch in München schon lange nicht mehr so tief ist wie früher - entwickelt sich speziell für Jazzmusiker und -freunde mehr und mehr zum arbeitsintensiven Tourmonat, vieles in bequemer Reichweite. Schon zu Beginn feiert das neue kleine Summer Festival auf Schloss Prösels im Südtiroler Völs Premiere (vom 31. Juli bis 2. August mit Christoph Pepe Auer, Viviane de Farias und der Klezmerband Yxalag), eine Woche lockt der Bregenzerwald mit den Bezau Beatz, einem vom Schlagzeuger Alfred Vogel zum zehnten Mal veranstalteten multistilistischen Stelldichein in einer Bahnhofsmuseumshalle (10. bis 12. August). Nahtlos weiter geht es im Nürnberger Land mit dem Gitarrenfestival Hersbruck, das der Gitarrist Johannes Tonio Kreusch als Leiter seit Jahren zu einem der wichtigsten Familientreffen der Gitarrenstars aller Art gemacht hat (12. bis 18. August, unter anderem mit Ulf Wakenius, Pepe Romero und Jon Gomm). Und dann steht auch schon wieder das Jazzfestival Saalfelden im Salzburger Land an, inzwischen der Pflichttreff für die Fans von jungem, wildem, avantgardistischem Jazz (24. bis 27. August). Alles im übrigen in wunderbaren Landschaften angesiedelt und insofern doch sehr urlaubsgerecht.

Unschlagbar ist in dieser Hinsicht das Südtirol Jazzfestival (30. Juni bis 9. Juli) das - nicht alle haben so spät Ferien wie die Bayern - immer schon am letzten Juni-Freitag losgeht und von dem ich mir seit Jahren immer ein paar Tage gewissermaßen als nachträgliches Geburtstagsgeschenk gönne. An einzigartigen Orten über ganz Südtirol verteilt finden da 70 Konzerte statt, und der Festivalleiter Klaus Widmann hat es über die Jahre geschafft, sich komplett von Zugpferden und großen Namen zu lösen. Nur spannend, frisch und entdeckenswert muss es sein, dann findet es im zum fünften Mal unter ein Ländermotto gestellten Programm (diesmal sind es die Benelux-Länder, kuratiert vom niederländischen Gitarristen Reinier Baas) einen Platz. Darunter seit jeher viele aus der Münchner und süddeutchen Szene, heuer etwa die Jazzrausch Marchingband und das Leo Betzl Trio. Wer noch nicht weg kommt: In der Unterfahrt tritt am 6. Juni mit der New Yorker Folkjazz-Sängerin und -Gitarristin Becca Stevens ein kommender Star auf.

© SZ vom 28.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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