Vorschlag-Hammer:Eine Lichtgestalt

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Dominikus Zimmermann hat neben vielem anderen die Wieskirche gestaltet. In seinem 250. Todesjahr erinnern Veranstaltungen an den großen Baumeister des Rokoko

Von Sabine Reithmaier

Manchmal fällt es mir schwer zu verstehen, warum bestimmte Menschen als Lichtgestalten bezeichnet werden. Bei Dominikus Zimmermann dagegen hatte ich das Problem noch nie. Der Mann (1685-1766) hat neben vielem anderen die Wieskirche mit ihrem so leicht und schwerelos wirkenden Innenraum gebaut. Jedes Mal, wenn ich die Wallfahrtskirche betrete, begeistert mich die Helligkeit, die diesen Raum erleuchtet und nicht einmal den Figuren einen Schattenwurf erlaubt. Durch die Fenstergruppen fällt ungehindert Licht ein, das die Wände und den goldenen Stuck zum Gleißen bringt.

Die Wieskirche ist eines der Spätwerke des in Wessobrunn geborenen und zu seiner Zeit enorm gefragten Meisters; 1719 bis 1721 hatte er schon das Rathaus zu Landsberg aufgestockt und mit einer fein gegliederten, hoch aufragenden Giebelfront neu gestaltet. Damals ahnte er nicht, dass er nicht bloß finanziell von der Arbeit profitieren würde. Denn von 1734 an gehörte er dem Stadtrat an, von 1748 bis 1753 war er sogar Bürgermeister, hatte sein Werk also ständig vor Augen. In Landsberg baute er überhaupt viel. Anlässlich seines 250. Todesjahrs erinnert der Wessobrunner Kreis mit einer Ausstellung im Festsaal des Historischen Rathauses an den berühmten Baumeister. Mit großformatigen Fotos versucht die Architektengruppe, Zimmermanns Lust am Raum herauszuarbeiten. Mittelpunkt ist ein Modell der Wieskirche im Maßstab 1 : 20, das erlebbar macht, wie virtuos er Licht als Gestaltungselement einsetzte (Dominikus Zimmermann - Lichtgestalt des Rokoko, bis 22. November, Mo bis Fr., 9-12 und 14-17 Uhr, Sa/So 11-17 Uhr).

Die Ausstellung ist aber nur eines der Ereignisse, mit denen Landsberg sich erinnert. "Look at Dominikus Zimmermann" nennt der Regionalverband der Bildenden Künstler seine Auseinandersetzung mit dem Rokoko-Künstler (13. - 27. 11, Säulenhalle Stadttheater). Das Neue Stadtmuseum widmet sich " Barocken Überläufern" und bringt die Arbeiten von fünf Künstlern aus dem Münchner Raum - Susu Gorth, Simon James, Nico Kiese, HC Ohl und Gotlind Timmermanns - in einen Dialog mit Werken von Lorenz und Johann Luidl, Johann Michael Feichtmayr, Johann Baptist Baader und Johann Mayr (12.11.- 29.01).

Noch kurz ein anderes Thema: An diesem Wochenende zeigen wieder Buchkünstler ihre Werke im Lyrik-Kabinett. Bisher war das immer eine sehr hinreißende Ausstellung. Natürlich gibt es dort auch Bücher im klassischen Sinn, so mit Inhalt zwischen zwei Buchdeckeln. Aber eben auch Mappenwerke, Einblattdrucke, Leporellos, Karten, Skulpturen. Und man darf die Künstlerbücher sogar in die Hand nehmen (Buchkunst im Lyrikkabinett, Fr., 11. 11., 18 - 21 Uhr, Sa. 12 -19 Uhr, So., 12 - 18 Uhr).

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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