Vorschlag-Hammer:Die jährlichen Jubiläen

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Nichts gegen runde Geburtstage, aber der sprachliche Umgang mit ihnen holpert oft gewaltig

Von Bernhard Blöchl

Das Schlimmste an bedeutungsschwangeren Geburtstagen ist nicht die Feierei, sondern der sprachliche Umgang damit. Runde Zahlen schön und gut, aber die Wörter holpern gehörig. Regelmäßig liest man vom 20-jährigen Jubiläum oder, dazu später, vom 24-jährigen Jubiläum. Nicht nur geölte PR-Maschinen haben sich ja darauf synchronisiert, jedes noch so gewöhnliche Alter zum Jubeljahr hochzujazzen. Ferner wuchert die Unart, das (falsche oder richtige) Jubiläum jährig zu machen. Der Duden gibt zwar grünes Licht, wofür man ihm sein Leuchtgelb mit Dumpfbackenrosa überpinseln möchte. Aber das Jubiläum bedeutet nun mal einen Zeitpunkt, keine Zeitspanne. Jähriges Bestehen statt jähriges Jubiläum! Beim 20-jährigen Bestehen des Literaturhauses also haben wir unlängst in der Kulturredaktion darüber diskutiert, ob der Anlass groß genug ist, auch journalistisch groß einzusteigen. Obwohl ich persönlich dafür war, verstehe ich Kritiker durchaus, die sinngemäß argumentieren: Die 20 ist der Hanswurscht im Ensemble der Jubilare, der kleine Schreihals, der nichts zu sagen hat.

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