Vorschlag-Hammer:Der Reiz der Übergänge

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Die kleinen Museen Bayerns erwachen aus dem Winterschlaf, und es ist gar nicht so einfach, da den Überblick zu behalten

Von Sabine Reithmaier

Es hagelt im Augenblick Einladungskarten zu Wiedereröffnungen auf meinen Schreibtisch. Natürlich freut es mich enorm, dass die ganzen kleinen Museen den Winterschlaf überstanden haben. Ich verstehe auch, dass sie jetzt darauf warten, von Ausflüglern wiederentdeckt zu werden. Aber der Fülle an Pressemitteilungen Herr zu werden und sie vielleicht auch noch irgendwo unterzubringen, ist gar nicht so einfach, weil immer fast alles gleichzeitig passiert.

Nehmen wir zum Beispiel das Tempelmuseum in Etsdorf (Oberpfalz). Bisschen weit weg, aber es startet mit einer hochinteressanten Sonderausstellung in die Saison. Seit 2005 fotografiert der Düsseldorfer Josef Schulz innereuropäische Grenzübergänge, die - da im Gebiet der Staaten des Schengener Abkommens befindlich - nicht mehr benötigt und daher aufgelassen wurden. Der Fotograf der "Becher-Schule" konzentriert sich dabei auf unspektakuläre Grenzgebäude, hält den kleinen Grenzposten am Straßenrand genauso fest wie die mehrspurige Autoabfertigung. Sein Interesse an diesen Orten einstiger Grenz-Erfahrungen hat auch biografische Gründe, er ist in Polen aufgewachsen, weiß, dass Schlagbäume schneller verschwinden als die Barrieren im Kopf. Dass sie mit Leichtigkeit wieder in ihrer alten Funktion genutzt werden könnten, ist offensichtlich. Und weil auch französische Übergänge dabei sind, passe die Ausstellung sehr gut zur Frankreich-Wahl, findet jedenfalls Museumschef Wilhelm Koch. Eine doch sehr eigenwillige Werbung ( Übergang, 8. Mai bis 1. Oktober, Tempelmuseum, Rangersgaß 21, Etsdorf, Gemeinde Freudenberg).

Bereits seit einer Woche wieder geöffnet hat das reizende Malura Museum in Oberdießen. Die Ausstellung dort eignet sich vor allem für jene, die sich schon auf ihren Italienurlaub freuen. Bildhauer Wolfgang Sandt, gebürtiger Münchner, hat ein Faible für Umbrien. Seine Skulpturen sind dort entstanden. Rund um Castel Rigone mit Blick auf den Trasimenischen See ließ sich Sandt von der Natur und den Elementen inspirieren. Licht, Wolken, Wasser, Feuer und Wind sind in seinem bildhauerischen Werk Form geworden (bis 2. Juli, Samstag und Sonntag 14 bis 18 Uhr, Malura Museum, Mühlweg 2, Oberdießen).

In eine weiße und eine schwarze Abteilung teilt sich übrigens die aktuelle Ausstellung im Oberammergau Museum. Thema sind Europäische Schattenrisse und Silhouetten aus dem 18. und 19. Jahrhundert, von der Weimarer Klassik über Auguste Édouart und Paul Konewka bis hin zu Kandinsky, Matisse, Picasso und der Gegenwart. Natürlich hat die Aufteilung nichts mit der Passion oder politischen Verhältnissen im Dorf zu tun, sondern entspricht einfach den historischen Darstellungstechniken (bis 2. Juli, Oberammergau Museum).

© SZ vom 05.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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