Vorschlag-Hammer:Bilder, laufend

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Ein szenisches Gemälde wie Velázquez' "Die drei Musikanten", das derzeit in der Ausstellung "Spaniens Goldene Zeit" zu sehen ist, setzt in mir einen ganzen Film in Gang

Von Susanne Hermanski

Als die Bilder laufen lernten - konnten sie schon längst Geschichten erzählen und ganze Filme im Betrachter in Gang setzen. Ein derart szenisches Gemälde wie Velázquez' "drei Musikanten" (um 1618) schafft das bei mir allemal. Wer kann die drei Hallodris ansehen, ohne sich vorzustellen, wie sich der hingebungsvolle Sänger in der Bildmitte und sein fiedelnder Begleiter Zug um Zug einen derartigen Rausch antranken? Warum blieb der Dritte, der dir mit einem Bubenlächeln direkt ins Auge schaut, offenbar nüchtern? Und was singen sie da eigentlich?

Nun, sicher nicht dasselbe Repertoire, das am 16. Februar im Begleitprogramm der Ausstellung Spaniens Goldene Zeit zu hören ist. Da setzen sich Vladimir Korneev und Liviu Petcu mit den Bildthemen der Künstler musikalisch auseinander und nehnem ihre Zuhörer mit auf eine Reise durch das Argentinien der frühen zwanziger bis ins Spanien der späten Neunzigerjahre. Ihr Konzert Canciones de Luz findet im Instituto Cervantes statt (16. Februar, 19.30 Uhr). Die Ausstellung mit Malerei und Skulpturen der Ära Velázquez ist noch bis 26. März in der Kunsthalle zu sehen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Drei auf dem Bild gerade ein Liebeslied für irgendeine Juanita schmachten, scheint mir hoch zu sein. Den Chef der Kunsthalle, Roger Diederen, hatte ich vor ein paar Tagen gefragt, ob ihm nicht auch zum Valentinstag ein kleiner öffentlicher Liebesbrief einfiele, den wir auf einer Sonderseite in der SZ abdrucken könnten. Die Kollegen haben dann aber - während ich mich vier Tage auf der Berlinale herumtrieb, um mehr und immer noch mehr bewegte Bilder zu sehen - kurzerhand das Konzept der Seite geknickt und druckten lieber Selbstgestricktes. Mir blieb so folgender, metaphernreicher Schatz übrig, den ich keinesfalls unterschlagen will.

Hier Roger Diederens Ode an eine wohlbekannte Dame: "Liebe Europa, eigentlich hab ich mit komplizierten Frauen nichts am Hut. Aber du bedeutest mir unglaublich viel. Bleib so groß, stark, gastfreundlich, vielfältig und frei wie du bist. Klar, manchmal bist du anstrengend - aber dein Charme lässt mich nicht los. Ich bin übrigens nicht eifersüchtig, im Gegenteil. Alle sollen dich umwerben. Sei unser aller Valentine. Dein Roger"

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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