Vorschlag-Hammer:Begegnungen im Möglichkeitsraum

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Thomas Goerges Kunst ist mitten im Leben angesiedelt. Im Mucca ist sein "Heimat-Zirkus" zu erleben

Kolumne von Sabine Reithmaier

Eigentlich sollte ich diesen Samstag ins Mucca gehen, um zu erleben, was Thomas Goerge, im Frühjahr mit dem Tassilo-Kultursozialpreis der Süddeutschen Zeitung ausgezeichnet, aus seinem Gewinn gemacht hat. Schon während der Ehrung hatte er angekündigt, er werde das Preisgeld in sein nächstes Projekt stecken. Heimat-Zirkus hat er es genannt, ein doppeldeutiger Titel. Aber für den Bühnenbildner und Regisseur haben Kunst und Theater immer auch einen sozialen Anspruch, Themen wie Flucht und Migration beschäftigen ihn.

Goerge, der mit Christoph Schlingensief in Bayreuth gearbeitet hat, aber auch in dessen Opernprojekt in Afrika involviert war, bezieht in seine integrativen Projekte Kinder und Erwachsene, Deutsche und Ausländer, Menschen mit und ohne Handicap, Profis und Laien ein, kreiert also eine Kunst, die mitten im Leben angesiedelt ist. Als Form für den Heimatabend hat er einen nachtmahrischen Hoagart gewählt, bietet eine Collage aus Musik und Texten, die sich mit aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen auseinandersetzt. Falls Sie nicht wissen, was das Mucca ist, denken Sie sich nichts, ich musste es auch erst googeln. Die Buchstaben stehen für Munich Center of Community Arts, das im Kreativquartier (Schwere-Reiter-Straße 2) liegt und "temporäre Möglichkeitsräume für Performance-Produktionen" bietet. Nun ja, von letzterem sollte man sich nicht abschrecken lassen. Sondern hingehen und einen ungewöhnlichen Engel, den aus dem Irak geflüchteten Jesiden Saad Aljafry, Heinrich Heines "Denk ich an Deutschland ..." rezitieren und den Syrischen Friedenschor singen hören (24.11., 19.30 Uhr).

Tagsüber könnte ich das Stille Rauschen besuchen. So nennt sich das Medienkunstfest der Stiftung Nantesbuch. 2012 von der Unternehmerin Susanne Klatten gegründet, entwickelt sich das Lange Haus bei Bad Heilbrunn gerade zu einem Ort der Begegnung mit Kunst und Natur. Das Haus an sich ist schon sehenswert. Daher sollte man die Gelegenheit nutzen, zumal sich vier Künstler - Mischa Kuball, Nils Kemmerling, Anne Schülke und Thomas Klein - in einem Ausstellungs- und Klangprojekt der digitalen Vermessung der Landschaft widmen (24./25.11., 14 bis 19 Uhr, Karpfsee 12, 83670 Bad Heilbrunn, Eintritt frei, Infos unter www.stiftung-nantesbuch.de).

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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