Vorschlag-Hammer:Aus für das Franzoseneck

Lesezeit: 1 min

Vier französische Lokale gab es einst an der Ecke Franziskanerstraße - und dann entdeckten die Münchner Behörden Überraschendes

Von Franz Kotteder

Manchmal hat das kulinarische Leben der Stadt durchaus auch kuriose Geschichten zu bieten. Zum Beispiel die vom Franzoseneck. Das besteht im Wesentlichen aus dem Haus Rablstraße 37 an der Ecke zur Franziskanerstraße, und es wird so genannt, weil es an dieser Straßenecke über Jahrzehnte hinweg und bis vor kurzem gleich vier französische Restaurants gab - eine Ballung, wie sie sonst unerreicht sein dürfte in der Stadt, selbst im sogenannten Franzosenviertel Haidhausen.

Aber wie gesagt: bis vor kurzem. Vor vier Jahren nämlich wurde aus dem französischen Fischlokal und Delikatessengeschäft L'Océan das Burgerhouse mit einer, wie der Name schon sagt, gänzlich anders gearteten Speisekarte. Und auch ganz anderen Emissionen. Es häuften sich schon bald die Anwohnerbeschwerden wegen Lärms und Gestanks, die Stadt musste sich um die ganze Angelegenheit kümmern. Die Behörden taten also wie geheißen und förderten daraufhin Überraschendes zutage: In dem Haus mit der wahrscheinlich größten Restaurantdichte der Stadt war Gastronomie eigentlich nur in einem kleinen Teilbereich erlaubt. Und so kam es nun zur großen Haidhauser Franzosenvertreibung (das Burgerhouse musste indes auch weg, aber nachdem das nun zur Kette geworden ist, tut das niemandem weh).

Bleiben konnte in der Rablstraße 37 nur das Atelier Gourmet, ein hübscher kleiner Franzose mit gehobener Küche. Chefkoch Philippe Bousqeut setzt seit zwölf Jahren auf Klassiker seiner Heimat (Montag bis Samstag, 18 bis 1 Uhr, im Oktober mittwochs geschlossen). Zwei andere Restaurants mussten wegen der fehlenden Gaststättenerlaubnis weichen. Das Le Bousquérey, auch ein französischer Klassiker in der Stadt, ist schon im Sommer umgezogen in die nahe Bazeillestraße 5 und heißt jetzt Maison Massard, nach seinem Patron Bruno Massard, und steht weiterhin für die klassische Brasserieküche (täglich 18 bis 1 Uhr). Und auch das vierte im Bunde, L'Adresse 37, das an diesem Donnerstag zum letzten Mal in der Rablstraße geöffnet hat, taucht schon bald wieder aus der Versenkung auf - allerdings in einem ganz anderen Stadtviertel: Vom 22. Oktober an wird es an der Tulbeckstraße 9 im Westend wiedereröffnet, unter dem gleichen, alten Namen. Chefkoch Loic Cantegrel nennt seine Variante der französischen Küche "bistro néo français", sprich: Er interpretiert typische Bistro-Gerichte neu und wandelt sie auf moderne Weise ab (täglich 18 bis 0.30 Uhr).

© SZ vom 11.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: