Vorschlag-Hammer:Auf die harte Tour

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Die öffentliche Wahrnehmung und die Realität fallen ja gerade im Bereich der Kunst oft auseinander. Könnte man sich beispielsweise John Ford unter einen Trockenhaube vorstellen?

Kolumne von Christian Jooß-Bernau

Neulich trat eine Kollegin auf mich zu, ob ich nicht Lust hätte, einen Krimi zu besprechen, der mit einer scharfen Rothaarigen auf einer Treppe beginnt. Dies könnte, ihrer Einschätzung nach, meinem Geschmack entsprechen. Ich sah mich umgehend genötigt, mich gegen die Vermutung zu verwahren, ich könnte Anhänger machistischer Literatur von harten Kerlen für harte Kerle sein. So überzeugend war die Empörung, dass ich mir glatt selber glaubte und darüber vergaß, dass ich einst Dashiell Hammett, Charles Bukowski, Henry Miller und ähnliche Herren recht gerne gelesen hatte. Von mir selbst ertappt, fühlte ich mich dann bei der Lektüre des jüngst bei Liebeskind erschienenen Romans Red Grass River von James Carlos Blake. Der singt gerne epische Gangsterballaden, wie das bemerkenswert finstre "Das Böse im Blut". Aktuell schießen sich die Ashleys durch die Everglades der Prohibitionszeit. Das Frauenbild changiert zwischen leichten Mädchen und einer recht selbstständigen Dame, die an Calamity Jane erinnert. Bobby Baker vertritt das Gesetz, und das Gesetz ist sein Ego. Am Ende haben alle verloren - oh Mann.

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