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Programm des Festivals "Radikal jung"

Von Christiane Lutz, München

Ein bisschen Routine ist die jährliche Pressekonferenz zu "Radikal jung" für Christian Stückl und seinen Festival-Kurator Kilian Engels ja schon. Aber Routine von der guten Art, ein Termin, auf den sie sich freuen. Zum zwölften Mal lädt das Volkstheater zehn Produktionen junger Regisseure zwischen 22. und 30. April nach München ein. In diesem Jahr werden altbekannte und neue Gesichter auftauchen. Unter "altbekannt" fällt der Regisseur Ersan Mondtag, der bereits zum dritten Mal dabei ist, diesmal mit dem Stück "Tyrannis", einer Uraufführung des Staatstheaters Kassel. Engels erklärt, dass das Festival auch Gelegenheit bieten solle, die Entwicklung von Regisseuren zu begleiten. Das mag sicherlich interessant sein, ist aber ein wenig schade angesichts der vielen talentierten Regisseure, die bisher von der Jury ungesehen und unerhört geblieben sind.

Trotz dieses kleinen Mankos: Das Programm ist spannend. Das Theater hinterfragt sich beim diesjährigen "Radikal jung" nämlich einmal selbst, klopft sich ab, lässt mal dies, mal jenes weg und schaut, was am Ende übrig bleibt. Die Eröffnungspremiere "Flimmerskotom" beispielsweise, kommt ganz ohne Menschen aus. Die Inszenierung von Gregor Glogowski, Alisa Hecke und Benjamin Hoesch sei hauptsächlich "Dunkelheit und Technik". Ohne Sprache funktioniert Ersan Mondtags "Tyrannis", ohne Männer das dezidiert feministische Duo Christians/Schwenk, zwei Performerinnen, die in "Judith" das gleichnamige Drama von Hebbel auseinandernehmen. Zwischen Regisseur und Autor wird im Theater oft kaum mehr unterschieden - eine Tatsache, die das Festival widerspiegele. Ebenso wie das Phänomen, dass die freie Szene immer mehr auf etablierten Bühnen gespielt wird und daher auch bei "Radikal jung" vier freie Produktionen zu sehen sind. Die Kuratoren haben, so betonen sie, aber nichts ausgesucht unter der Prämisse, einem Motto zu genügen.

Auch "Monstertruck" sind wieder dabei, die inklusive Gruppe aus Berlin, die mit Schauspielern mit Down-Syndrom Theaterstücke erarbeitet, das aktuelle heißt "Regie 2". Dann das Team Florentina Holzinger und Vincent Riebeek, die ihr Stück "Schönheitsabend", eine "queere Liebesgeschichte", nicht nur geschrieben und inszeniert haben, sondern dabei auch selbst auf der Bühne stehen. Das Stück ist ab 18 Jahren freigegeben. Eine Seltenheit im Theater, die recht Eindeutiges erahnen lässt.

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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