Verleger gegen ARD/ZDF:Wie ein Donnerschlag

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Auf zum Kampfe: Medienkonzernherren und Verbände wettern in einer "Münchner Erklärung" gegen das Internet-Nachrichtenportal von ARD/ZDF. Die "freie und unabhängige Presse" sei bedroht. Dabei schien der Streit gerade beigelegt.

Hans-Jürgen Jakobs

Die Lage schien sich zu entspannen. Im Streit der deutschen Verleger mit ARD und ZDF um deren Expansion im Internet äußerte sich zum Beispiel Mathias Döpfner, Chef des Zeitungshauses Axel Springer, recht moderat. Wenn die öffentlich-rechtlichen Sender generell auf ihre Werbeerlöse verzichteten, ja, dann könnte man die Online-Pläne gelassener sehen. Regeln seien hier ohnehin schwer zu verfolgen. Auch kooperieren führende Verleger auf der Suche nach Qualität längst mit ARD und ZDF, um Kurznachrichten und Videos auf ihren Websites einzubinden: die Essener WAZ-Gruppe, Holtzbrinck ( Die Zeit) und Dirk Ippen ( Münchner Merkur).

Heiß umkämpft: der Online-Auftritt der Öffentlich-Rechtlichen. (Foto: Screenshot: ard.de)

Da kommt es wie ein Donnerschlag, dass vier Medienkonzernherren und zwei Verbände an diesem Donnerstag eine "Münchner Erklärung" veröffentlichen. Darin wird die Bedrohung der "freien und unabhängigen Presse" beschworen, und zwar "durch die ständige Expansion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks". Unterschrieben haben das Papier neben Bunte-Verleger Hubert Burda und Bernd Kundrun, Chef von Gruner + Jahr ( Stern), auch Verleger Stefan von Holtzbrinck und Döpfner.

Womöglich ist einigen Verlegervertretern und Lobbyisten aufgefallen, dass die Verhandlungen um den neuen Rundfunkstaatsvertrag und damit um Gebote und Verbote für ARD und ZDF im Internet noch nicht abgeschlossen sind - und ein Auseinanderbrechen der Front, gerade jetzt, schädlich wäre.

"Pressemäßige Betätigung"

Jedenfalls satteln die unterzeichnenden Mediengrößen bei ihren Forderungen erkennbar drauf. So sollen künftig "unabhängige Dritte unter Beteiligung der betroffenen privaten Medien" ausgiebig prüfen, was die öffentlich-rechtlichen Sender online treiben: "Nicht nur neue, sondern auch bestehende Angebote müssen dem Test unterworfen werden."

Jede "pressemäßige" Betätigung von ARD und ZDF sei zu untersagen; journalistisch-redaktionelle Angebote in Wort und Bild dürften "nur Inhalte konkreter Sendungen behandeln" und seien spätestens nach sieben Tagen vom Netz zu nehmen. Schließlich müssten Ratgeberportale ausgeschlossen werden. Natürlich fordert die Münchner Allianz auch von ARD und ZDF den Verzicht auf Werbung. Andere Erkenntnisse des Springer-Chefs aber wurden vergessen. Etwa, dass man sich um die echten Herausforderungen kümmern sollte - das seien, so Döpfner, "nicht ARD und ZDF, sondern Google und Yahoo".

© SZ vom 17.07.2008/ehr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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