Vatikan schließt Pakt mit Google:Gloria in Excelsis Video

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Jetzt bloggt er auch noch: Der Papst eröffnet einen eigenen Kanal auf dem Video-Portal YouTube und hofft auf die Zugkraft des Internets.

Stefan Ulrich

Womöglich hat ja der heilige Isidor von Sevilla auf den Papst eingewirkt, medial mit der Zeit zu gehen. Isidor ist der Schutzpatron der Surfer im Internet. Es dürfte in seinem Sinne sein, wenn der Vatikan und der Internet-Dienst Google nun einen Pakt schließen. Sein Inhalt wird an diesem Freitag vorgestellt, Eckpunkte sind aber schon bekannt. Demnach soll der Vatikan einen eigenen Kanal auf dem Videoportal YouTube erhalten, der von den Radio- und Fernsehmachern Benedikts betreut wird. So können die Menschen bald weltweit Filme und Bilder von Papstauftritten und anderen kirchlichen Ereignissen unkompliziert betrachten. Zudem möchte Google seine Suchkriterien verbessern, damit päpstliche Dokumente leichter zu finden sind. Immerhin hat Jesus seine Jünger beauftragt, Menschen zu fischen - wie ginge das leichter als per Internet?

Raubkopie des Papstes: Bislang war Benedikt XVI. nur in von Fans kopierten Clips bei YouTube zu sehen. (Foto: Foto: SZ)

"Die gute Botschaft der Kirche muss besser vermittelt werden", findet Pater Eberhard von Gemmingen, einer der Leiter bei Radio Vatikan. Über das Internet lasse sich die junge Generation erreichen. "Zwar kann man sich fragen, ob das Niveau im Netz für die Kirche zu primitiv ist. Da dürfen wir aber nicht elitär denken. Wir müssen dahin gehen, wo die Menschen sind." Auch Papst Benedikt XVI. fordert, seine Kirche müsse ihre Botschaft in jene Räume tragen, in denen "zahlreiche Jugendliche surfen, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens".

Die Päpste waren nicht immer so aufgeschlossen gegenüber den Medien. Gregor XVI. schrieb 1832 in seiner Enzyklika "Mirari Vos" von der "zu verabscheuenden und verwerflichen Freiheit der Presse". Dreißig Jahre später aber rief die Kirche den Osservatore Romano ins Leben, die heutige Zeitung des Pontifex. Im März 1931 sprach erstmals ein Papst übers Radio: "Die Erde höre die Worte aus meinem Munde. Oh höret alle Völker!", rief Pius XI. ins Mikrophon.

1983 gründete der Vatikan sein Fernsehstudio CTV, und in den neunziger Jahren begann die Ordensschwester Judith Zoebelein, Kardinäle an der Computer-Maus auszubilden. Zu Weihnachten 1995 ging die erste Vatikanseite online - und wurde binnen 48 Stunden von 300 000 Menschen besucht. Rasch wurde der Internet-Auftritt unter www.vatican.va ausgebaut. Die ersten drei Computer wurden nach den Erzengeln Michael, Gabriel und Raffael benannt. Michael musste vor allem Viren abwehren.

Die Webseite des Vatikans ist heute umfangreich. Für den Nutzer sind die Wege aber verschlungen. Pater von Gemmingen kritisiert, es sei zu mühsam, neue Nachrichten herauszufiltern. Auch sonst ist im Internet fast alles an Dokumenten, Fotos und Filmen über Papst und Kirche versteckt. Doch wer sucht, verliert sich leicht in der Unzahl an Angeboten. Wer etwa am Donnerstag auf der YouTube-Seite das Wort "Papst" eingab, bekam zuerst einen Satirefilm präsentiert, in dem Benedikt als "verstockter deutscher Katholik mit Augenringen wie die Panzerknacker" bezeichnet wurde.

Durch den Pakt mit Google will die Kirche sich nun geschickter präsentieren. Neue Kanäle der Verkündung allein aber reichen nicht, um die frohe Botschaft an junge Menschen zu bringen, warnt Pater von Gemmingen. Womöglich müsse Benedikt auch seine Sprechweise überdenken. "Was der Papst sagt, ist ja alles wahr, fromm und höchst gelehrt. Aber so erreicht er die Massen und die Jugend nicht." Wie müsste Benedikt also reden? Der Radio-Pater seufzt. "Vielleicht sollte er auch ab und zu einmal rufen: Yes we can!"

Aktualisisierung, 23.1., 12.10 Uhr: Papst Benedikt XVI. und der Vatikan sind seit wenigen Minuten mit einem eigenen Kanal auf YouTube vertreten.

© SZ vom 23.1.2009/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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