Variete:Komik im Schleudergang

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Gerade noch steckte er im Geschäftsanzug, jetzt hat er sich bis auf den USA-Flaggen-Schlüpfer entblößt: Comedian Mr. Murphy. (Foto: GOP)

Die neue Gop-Show "Waschsalon" entführt in die Welt der Münzautomaten und Weichspüler. Dort treffen Stammkunden auf Touristen und Manager

Von Barbara Hordych

Einerlei ob Geschäftsmann, junge Mutter, Student oder Handwerker - waschen müssen sie alle. Zu dieser Erkenntnis kam bereits der Mühlheimer Fernsehschauspieler Dirk Martens, der unter dem Künstlernamen "Freddy Leck" seit nunmehr zehn Jahren nicht nur in Berlin-Moabit, sondern seit 2017 auch in Tokio einen kultigen Waschsalon betreibt. In dem die Stammkundschaft einen Querschnitt der Gesellschaft bildet. "Martens' Beobachtung machte sich der Regisseur Ulrich Thon zu eigen für unsere neue Show, in der unterschiedliche Typen wie Manager, Künstler, Rentner, Touristen und schwer einzuordnende Junggesellen aufeinandertreffen", sagt Peter Weil, Geschäftsführer des Münchner Gop-Varieté-Theaters, anlässlich der Premiere von "Waschsalon" in seinem Haus.

Es ist eine romantische Kulisse der besonderen Art, in der sich für die Dauer eines Waschgangs Menschen und ihre artistischen Geschichten miteinander kreuzen: In einem wahren Schleudergang der Gefühle wird gestritten, getanzt und gelacht, musikalisch begleitet von der Herrin dieses Schicksalsortes, Sibongile Prudence. Die Südafrikanerin, die in Johannesburg "Performing Arts" studierte, dürfte auch einem breiteren Publikum bekannt sein als Sängerin und Choreografin der Show "Mother Africa", mit der sie durch Europa, Amerika und Australien tourte. Mit ihren Gesangs- und Tanzeinlagen ist sie das Bindeglied in der quirligen Gop-Revue, in der sie auch schon mal umhüllt von sicherlich "porentief reinen" Laken - an denen selbst "Klementine" aus dem Waschmittel-Werbeklassiker nichts auszusetzen wüsste - um die rotierenden Waschvollautomaten kreiselt.

Ihre Auftritte in der Welt der Münzautomaten und Weichspüler begeistern nicht nur das Publikum, sondern auch den im Anzug steckenden "Geschäftsmann" Tom Murphy, der immer wieder aufs Neue versucht, sich seines feinen Zwirns zu entledigen. Als es dann endlich soweit ist, stolziert er wie ein aufgepumpter Saubermann, nur mit einem USA-Flaggen-Schlüpfer bekleidet über die Bühne. Durchaus lesbar als ein parodistischer Kommentar zu ähnlich aufgeblähten, real existierenden Egomanen in Übersee. In seiner Heimat sei Murphy nach 43 Jahren im Showgeschäft schon eine Legende als Slapstick-Comedian, sagt Peter Weil. Seine Popularität habe ihm jüngst auch ganz privat aus der Klemme geholfen. "Kurz bevor er nach Deutschland flog, geriet er spätabends auf dem Heimweg in eine äußerst unangenehme Situation", sagt Weil. Der Komiker, bekannt durch seine Solo-Shows am Broadway, wurde von jungen Männern festgehalten und um Geld angegangen. "Doch einer hat ihn wohl erkannt, fragte ihn direkt, ob er der Comedian Mr. Murphy sei". Als der bejahte, durfte er unbehelligt seinen Weg fortsetzen. Überhaupt geht es in diesem Waschsalon rund, nicht nur, wenn Natalia Krivonos in blitzartiger Geschwindigkeit ihre Kleider wechselt oder mit Antipoden jongliert. Auch der Amerikaner Darren Burrell, der früher einmal Computer verkaufte und Werbung machte, bevor er sich ganz auf sein komödiantisches Talent verlegte, mag es als "Bubble Artist" kugelig: Seifenblasen verpackt er in noch größere Seifenblasen und schließlich in ganz große Seifenblasen - ein schönes Sinnbild für die schillernden Farben und die schwebende Leichtigkeit dieser Show.

Waschsalon ; bis 14. Juli, Dienstag bis Sonntag, Gop-Varieté-Theater, Maximilianstraße 47

© SZ vom 29.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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