Ulrich Plenzdorf gestorben:Der poetische Sarkast

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Der Theater- und Filmautor Ulrich Plenzdorf ist tot. Er starb im Alter von 72 Jahren nach längerer Krankheit in einer Klinik bei Berlin. Bekannt wurde er mit seinem Stück "Die neuen Leiden des jungen W.".

Der Theater- und Filmautor Ulrich Plenzdorf ist tot. Er starb am Donnerstagmorgen im Alter von 72 Jahren nach längerer Krankheit in einer Klinik bei Berlin, teilte die Berliner Akademie der Künste mit, deren Mitglied Plenzdorf war. Mit seinem 1972 am Landestheater Halle in der DDR uraufgeführten Stück "Die neuen Leiden des jungen W." über den Lehrling Edgar Wibeau habe Plenzdorf "ein Stück DDR-Weltliteratur geschrieben", betonte die Akademie in ihrem Nachruf.

Ulrich Plenzdorf im Jahr 2004. (Foto: Foto: dpa)

Die ein Jahr später erschienene Romanfassung, die Kritiker als wirklichkeitsgetreue Beschreibung des Lebensgefühls eines Großteils der ostdeutschen Jugend bewerteten, wurde bisher über vier Millionen Mal in mehr als 30 Sprachen verlegt.

Einen außergewöhnlichen Erfolg hatte Plenzdorf auch mit seinen Drehbüchern zu dem Kinofilm "Die Legende von Paul und Paula" (1973) von Heiner Carow mit Winfried Glatzeder und Angelica Domröse sowie zu der ARD-Fernsehserie "Liebling Kreuzberg" mit Manfred Krug, die er als Drehbuchautor in der Nachfolge von Jurek Becker verfasste. Dafür erhielt er 1995 auch den Adolf-Grimme-Preis. Außerdem war er Ingeborg-Bachmann-Preisträger. 1997 schrieb Plenzdorf das Drehbuch zu dem Film "Abgehauen" von Frank Beyer nach dem Buch von Manfred Krug über die dramatischen kulturpolitischen Vorgänge um Krugs Ausreise 1977 aus der DDR nach der Biermann-Ausbürgerung.

Auf Harald Juhnke zugeschnitten war das Szenarium für den Film "Der Trinker" (1995) nach dem Roman von Hans Fallada. Außerdem schrieb Plenzdorf zusammen mit dem Regisseur Jo Baier das Drehbuch zu dem TV-Dreiteiler "Der Laden" (1998) nach dem Roman von Erwin Strittmatter, der ein Millionenpublikum vor den Bildschirm lockte.

"Ulrich Plenzdorf war ein genauer Beobachter der sozialen Wirklichkeit und sensibel für die Lebensgefühle vor allem junger Menschen", betonte die Akademie der Künste. "Mit seiner Mischung aus Poesie und Sarkasmus wurde er für viele Leser und Kinobesucher ein unverwechselbarer Autor. Die Akademie wird Ulrich Plenzdorf, der sich auch als Mitglied engagiert hat, sehr vermissen."

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