Theatron-Konzert:Zurück zu den Wurzeln

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Wandlungsfähig: Die Münchner Sängerin Gudrun Mittermeier. (Foto: pr)

Gudrun Mittermeier singt jetzt bairisch - und es steht ihr gut

Von Dirk Wagner, München

Erst zum Ende des Konzerts spielt der Gitarrist Winnie Schweitzer das, was man als klassisches Gitarrensolo in einem Rockkonzert kennt. Bis dahin stützt er an diesem sommerlichen Abend im Theatron am Olympiasee Gudrun Mittermeiers neue Songs mit raffinierten Klangspielen, deren Obertöne der Keyboarder Marcus Wüst hinwiederum mit seinem Instrument wunderbar bündelt. Zusätzlich spielt Wüst ein Harmonium, dessen eigenwillige Klangfarbe ebenso wie der warme Sound von Christoph Carls Bass bezeichnend ist für Mittermeiers sorgfältige Inszenierung ihrer Musik.

Hatte sie in ihrer nicht minder großartigen Vergangenheit als Somersault noch die ursprüngliche Popsprache Englisch bedient, singt sie nun den bairischen Dialekt, mit dem sie aufgewachsen ist. Wie schon als Somersault spielt die Sängerin dabei mit dem Text, flüstert ihn bisweilen oder trägt ihn in rasanten Tonsprüngen vor. Als wäre sie Regisseurin, Kamerafrau und Schauspielerin in einer Person, gelingt ihr so ein spannender auditiver Film, der mitunter so unheimlich wirkt wie der Gruselfilm "Blair Witch Project". Wobei "unheimlich" hier ganz im Sinne Freuds nicht nur das Unvertraute meint, sondern auch das Verdrängte, dem sich Gudrun Mittermeier in ihrem nach dem Geburtsort ihrer früh verstorbenen Mutter benannten Album "Mitternach" nähert.

Eine derartige Annäherung verträgt keinen Schutzmantel wie die Popsprache Englisch. Es ist deshalb nur konsequent, dass sich Mittermeier auf dem Album in ihrer eigenen Heimatsprache ausdrückt. Und es ist ebenso konsequent, dass ihr dieser Ausdruck noch akzentuierter, noch intensiver gelingt. Trotzdem taugt auch das Bairische als Popsprache, die sich den anderen Instrumenten unterordnet. Dem Schlagzeug etwa, dessen Trommelränder Daniel Jacobi ebenso stilvoll erklingen lässt wie die warm wummernde Pauke, die harmonisch verschmilzt mit dem Bass, den Mittermeier oft selber spielt. Dass der Schlagzeuger und der Gitarrist übrigens nur die verhinderten eigentlichen Musiker ersetzen, ist nicht zu hören.

© SZ vom 10.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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